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TODSICHERE GESCHÄFTE
Wie Bestatter, Behörden und Versicherungen Hinterbliebene ausnehmen
ECON-Verlag 2007
 


 


Zu Gast bei Johannes B. Kerner (ZDF) 18.10.2007


zusammen mit Dieter Hildebrandt, Roger Willemsen
und Katja Thater

Zu Gast bei JBK am 18.10.2007

Welche Rolle spielen Lüge und Wahrheit im täglichen Leben? Dieter Hildebrandt und Roger Willemsen gehen dieser Frage auf den Grund. Weitere Gäste sind Katja Thater und Michael Schomers
"Die Lüge ist das Schmiermittel der Gesellschaft". Kabarettist Dieter Hildebrandt (80) und Autor Roger Willemsen (52) gehen in ihrem Buch und gleichnamigen Bühnenprogramm "Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort - Die Weltgeschichte der Lüge" der Wahrheit um die Lüge auf den Grund. Woher kommt sie? Welche Rolle spielt sie in Politik und Gesellschaft? Wie gehen die beiden Autoren mit Wahrheit und Lüge privat um? Das "ungewöhnliche Paar" im konstruktiven Dialog - mehr bei Kerner.
"Es gewinnt, wer am besten lügt". Katja Thater (40) ist Deutschlands einzige Profi-Pokerspielerin. Als "Lady-Horror" bringt sie ihre meist männlichen Mitspieler an den weltweiten Pokertischen ins Schwitzen. Über das Geheimnis ihre Erfolges und wie man richtig Poker spielt, spricht die "Poker-Lady" heute.
Wie Bestatter, Behörden und Versicherungen Geschäfte mit dem Tod machen. Autor Michael Schomers (48) nimmt im Buch "Todsichere Geschäfte" die Bestatterbranche unter die Lupe. Die Geschäftspraktiken mit dem Tod - ein Jahr lang recherchierte der Journalist über Missstände, Tricks und Preistreibereien von Bestattungs-Unternehmen.
 

Scobel:  Gespräch am 19.06.2008
Tiefer gelegt

Was tun mit den Toten? Mit einem Blick über den Sargdeckel beziehungsweise den Urnenrand hinaus zeigt scobel Bestattungsmethoden anderer Religionen und diskutiert Alternativen aus Sicht von Philosophie, Religion, Psychologie, Ökologie und Kulturanthropologie. Zu Gast im Studio sind Cordula Caspary, Thilo Hofmann, Klaus Peter Schaal, Michael Schomers und Reiner Sörries.
 

FRONTAL 9.10.2007
Teurer Tod - Abzocke im Trauerfall

von Olaf Kumpfert und Joe Sperling

In Deutschland sterben täglich mehr als 2.000 Menschen. Fast doppelt so viele Bestatter wollen daran verdienen. Und so nutzen einige von ihnen schamlos die Trauer der Hinterbliebenen aus, um kräftig abzukassieren. Peter Belting hat das Schicksal schwer getroffen: Kurz nacheinander zwei Todesfälle im engsten Familienkreis. Belting ist gezwungen, erst die Beisetzung seiner Schwägerin, dann wenig später die Beerdigung seiner Mutter zu organisieren. Die Aufträge vergibt er an unterschiedliche Bestatter.
Geschäft statt Pietät
Erst viel später vergleicht er die Rechnungen und traut seinen Augen kaum: Für die zweite Bestattung hat er rund 700 Euro mehr bezahlt als für die erste, obwohl die Leistungen der Bestatter fast gleich waren. Er fühlt sich übers Ohr gehauen und beschwert sich beim Bundesverband Deutscher Bestatter. Der gibt Belting Recht. Das Bestattungsunternehmen zahlt ihm 550 Euro zurück. Doch viele Betroffene merken erst gar nicht, dass sie in ihrer Trauer kräftig abgezockt werden. Die Tricks einiger Bestatter werden immer dreister. Das musste auch Gertraud Pfannendörfer erfahren. Als ihre Mutter stirbt, ist sofort ein Bestattungsunternehmen zur Stelle. Noch am Totenbett bekommt sie ein Angebot. Sie sei noch gar nicht bei klarem Verstand gewesen, da habe der Bestatter schon vom Geschäft geredet, erinnert sich Pfannendörfer.
Leistungen doppelt abgerechnet
Gertrud Pfannendörfer entscheidet sich für einen preiswerten Sarg und erwartet daher, für die gesamte Bestattung nicht mehr als 2.500 Euro zu zahlen. Als sie später eine Rechnung über 4.200 Euro in den Händen hält, trifft sie fast der Schlag. Der Bestatter berechnet Leistungen, die er gar nicht erbracht hat, andere wiederum sind gleich doppelt aufgeführt, wie zum Beispiel das Ausstellen eines Totenscheins.
Der Bundesverband der Bestatter erklärt, hier handelt es sich lediglich um ein paar Schwarze Schafe der Branche. Der Journalist und Buchautor Michael Schomers dagegen weiß, dass das nicht stimmt. Vier Jahre lang hat er als Angehöriger oder Praktikant getarnt hinter die Kulissen mehrerer Bestattungsunternehmen geschaut und darüber ein Buch geschrieben. Darin deckt er empörende Wahrheiten der Branche auf: Bestatter versuchen mit allen möglichen Tricks teure Särge zu verkaufen, Schlussrechnungen sind oft drei bis vier Mal so hoch wie das Lockangebot.
Kundenfang mit Lockangeboten
Das bestätigt auch eine Stichprobe von Frontal21 mit versteckter Kamera in mehreren Bestattungsunternehmen. Wir geben vor, die Trauerfeier und Beisetzung des Bruders zu organisieren. Und tatsächlich werden wir mit angeblichen Sonderangeboten geködert. So verspricht uns ein Unternehmer eine Beisetzung für nur 490 Euro. Das ist ein unseriöser Preis, der sich nicht realisieren lässt, erklären uns Experten. Doch was die Bestattung am Ende wirklich kosten soll, wird uns verschwiegen.
In Zeiten tiefer Trauer sind Hinterbliebene häufig leichte Beute für skrupellose Geschäftemacher, die gut davon leben wollen, dass andere sterben.
 

Pressestimmen:

Mitteldeutsche Zeitung, 9.10.2007
Lukratives Geschäft mit dem Tod

Autor sieht große Versuchung zur Geschäftemacherei - Kampf um jede Leiche

VON Stefan Sauer, 09.10.07
Viele Bestattungsunternehmen machen mit dem Tod gute Geschäfte. Buchautor Michael Schomers hat ihnen auf die Finger geschaut. Todsichere Geschäfte" lautet der Titel des Buches von Michael Schomers, das er am Dienstag vorgestellt hat. Er beleuchtet darin die Geschäftspraktiken der Bestattungsbranche.
Es geht um ein Geschäft mit sicherer Zukunft. Um mehr als 760 000 "Neukunden" Jahr für Jahr, die milliardenschweren Umsatz garantieren. Rund 4 000 Unternehmen, meist kleine Familienbetriebe, doch auch Mittelständler und Konzerne, sind in der Branche tätig. Versicherungen mischen mit und Kommunalverwaltungen. Denn das Geschäft mit dem Tod ist ein gutes Geschäft.
Zwölf Monate lang hat der Buchautor und Fernsehproduzent Michael Schomers die Geschäftspraktiken der Bestattungsbranche recherchiert, hat Angebote eingeholt, mit Versicherungsvertretern gesprochen und selbst in Betrieben mitgearbeitet. "Wie überall gibt es neben vielen seriösen Anbietern kleinere und größere Gangster im Bestattungswesen", sagt er. Nur dass "die Versuchung zur Geschäftemacherei vielleicht ein bisschen größer ist als in anderen Branchen". Vor allem die Vielzahl einzelner Dienstleistungen stiftet Verwirrung und treibt die Endabrechnung oft in schwindelnde Höhen. Abholen der Verstorbenen, Kühlung, Sargauswahl, Totenhemd, Umbettung, Ämtergänge, Transport zur letzten Ruhestätte, Friedhofsgebühren, Grabdekoration, Trauerrede, Feier - viele "Rundum-Sorglos-Pakete" hielten am Ende nicht, was sie versprächen. Im Kleingedruckten fänden sich häufig allerlei Zusatzkosten, Preissteigerungen würden nicht ausgeschlossen, Gebühren seien nicht enthalten. Aus dem 680-Euro-Angebot eines Berliner "Discount-Bestatters" seien am Ende 2 200 Euro geworden. Für die Großen der Branche gelte die Devise: Wer zuerst die Leiche hat, der kriegt sie meist auch in den Sarg. Das gehe etwa so: "Beim Einzug ins Pflegeheim wird die Offerte unterbreitet: Wir übernehmen Ihr Kühlmanagement." Zu deutsch: Im Falle des Ablebens garantieren wir Abholung und Kühlung der Leiche. Dabei spekulierten die Unternehmen darauf, dass die Hinterbliebenen auch den Rest der Dienstleistungskette dem Betrieb überantworten. Zumal bei Nicht-Abschluss oftmals Stornogebühren anfielen.
Als weiteres "Massengeschäft" haben sich laut Schomers Sterbegeld-Versicherungen mit angeschlossenen Bestattungsunternehmen etabliert. Andere Ansparformen seien "weitaus günstiger", so der Buchautor. Schließlich lange auch manche Kommune kräftig hin: In Düsseldorf etwa würden für eine fünfminütige "Ascheverstreuung" durch einen städtischen Angestellten mehr als 1 000 Euro berechnet, "weil das ein hoheitlicher Akt ist". An das Ende seines Buches hat Schomers eine Check-Liste gestellt, die seriöse von unseriösen Angeboten unterscheiden hilft. Im übrigen lautet sein Tipp: Die Angehörigen können fast alles selbst in die Hand nehmen.

 

STERN, 18.10.2007
Schmutzige Geschäfte mit dem Tod

Von Georg Wedemeyer
Täglich sterben in Deutschland über 2000 Menschen, um deren Überreste sich rund 4000 Bestatter balgen. Der Autor Michael Schomers hat verdeckt bei Bestattern gearbeitet - und haarsträubende Beispiele die Abzocke der Branche gefunden.
Sterben ist bestimmt nicht leicht. Aber tot sein hat auch seine Tücken. Vor allem ist es teuer, wenn man auf die Tricks der Bestattungsmafia hereinfällt. Und man muss höllisch aufpassen, dass der Oma nicht Müll statt Blumenschmuck in den Sarg gelegt wird. Keiner weiß das so gut, wie der Journalist Michael Schomers. Der 58-Jährige hat ein halbes Jahr lang verdeckt in der Bestattungsbranche recherchiert und über seine Erfahrungen jetzt ein Buch geschrieben.
Undercover hat Schomers bei vier verschiedenen Firmen als Bestatter angeheuert. Hat Leichen gewaschen, Tote in Särge gehievt, Krematorien besucht und sogar mehrmals seine eigene Mutter sterben lassen - beinahe. Immer wieder holte er von verschiedenen Bestattungsinstituten zum Schein Angebote ein, wie die angeblich todkranke 81-jährige würdevoll aber preisgünstig unter die Erde gebracht werden könnte. Das Ergebnis war im Grunde immer gleich. Egal wie günstig das Lockangebot am Anfang auch war ("pauschale Erdbestattung für 680 Euro"), am Ende kamen mit allen "Zusatzkosten" immer mehr als 2000 Euro heraus. Wer ahnt schon, dass bei der Pauschale keinerlei Blumen dabei sind, und das billigste Blumenarrangement dann immerhin 130 Euro kostet "zuzüglich An- und Abfahrt des Floristen".
Natürlich sind auch noch keine Friedhofsgebühren dabei (450 - 1000 Euro), keine Leichenschau (100 Euro), keine Grabmiete (180 - 2500 Euro), kein Trauerredner (180 Euro), keine Sargträger (150 Euro), keine "Feierbetreung" (38 Euro), keine "Hausabholung mit Kühlkosten" (280 Euro plus 60 Euro je Tag) und so weiter. So läppert sich das bei den Billiganbietern ("Bestattungs-Discount") schnell auf die gleiche oder sogar eine höhere Summe zusammen, wie bei der angeblich teuren Konkurrenz. Michael Schomers Rat: "Immer einen ganz genauen Kostenvoranschlag machen lassen."
Als Leichenwäscher und Einsarger machte Schomers ähnlich unerfreuliche Erfahrungen. Gang und gäbe ist es, die Gummihandschuhe, mit denen die Leichen angefasst werden, mit ihnen zusammen zu beerdigen. Auch Plastikfolien, in die die Leichen in Kühlkammern eingewickelt sind, werden einfach unter die Toten im Sarg geschoben. Mit alten Kleidern und Nachthemden werden die Seiten gepolstert, das Verpackungsmaterial des Totenhemdes findet regelmäßig auch noch Platz. Sogar normaler Hausmüll soll schon als Grabbeigabe gedient haben, was Schomers allerdings nicht selbst erlebt hat.
Verdient wird im Bestattungsgeschäft besonders an den Särgen. Sie kosten die Beerdigungsprofis im Einkauf meist nur ein Zehntel des Verkaufspreises und wer Pech hat, zahlt zwar gute Eiche, bekommt aber nur billige Kiefer. Der Umtausch von teuer gegen billig kurz vor der Überführung ins Krematorium wird von vielen Insidern bestätigt.
Weil es auch anderen nicht verborgenen geblieben ist, wie viel Geld mit Hingeschiedenen zu machen ist und weil der Konkurrenzkampf um die letzte Ruhe immer härter wird, wird in dem Gewerbe auch kräftig geschmiert. Schließlich sterben in Deutschland jeden Tag rund 2000 Menschen, um deren Überreste sich rund 4000 Bestatter balgen. Da wird es tunlichst nicht dem Zufall überlassen, welchen Weg eine Leiche als lukratives Beerdigungsobjekt nimmt.
So manche Nachtschwester im Krankenhaus bekommt Geld, je nachdem welchen Bestatter sie anruft. So manche Pflegerin im Altenheim macht es genauso. Sogar Kriminaler haben schon für die Vermittlung von "Amtsleichen" die Hand aufgehalten. Manchmal schließen die Bestatter auch gleich Provisionsverträge für das "Leichenhandling" mit den Häusern ab. Der Bestatter selbst kassiert mitunter vom Krematorium, das er vorschlägt. Oder vom Floristen. Oder vom Drucker der Todesanzeigen. Dreimal darf man raten, wer den Ringelreihen der gegenseitigen Begünstigungen am Ende bezahlen muss.
Letztlich aber will Michael Schomers nicht eine ganze Branche verteufeln. Es gebe dort auch gute Dienstleistung, die eben auch gutes Geld koste. Er will Mut machen zu einer neuen Bestattungskultur. "Lassen wir uns das nicht mehr gefallen, wenn uns dubiose Bestatter pompöse Särge aufschwatzen und uns Behörden vorschreiben wollen, wie wir zu trauern haben", lautet der letzte Satz seines Buches. Mitteldeutsche Zeitung, 18.10.2007
 

Kölner Stadtanzeiger, 9.10.2007
Der Tod ist ein sicheres Geschäft

Es geht um ein Geschäft mit sicherer Zukunft. Um mehr als 760 000 „Neukunden“ jährlich, die milliardenschweren Umsatz garantieren. Rund 4000 Unternehmen sind in der Bestattungsbranche tätig. Versicherungen mischen mit und Kommunalverwaltungen. Zwölf Monate lang hat der Autor und Fernsehproduzent Michael Schomers die Geschäftspraktiken recherchiert, Angebote eingeholt, mit Versicherungsvertretern gesprochen und in Betrieben gearbeitet. „Todsichere Geschäfte“ heißt sein Buch, das in Berlin vorgestellt wurde. Wie überall gebe es neben vielen seriösen Anbietern „kleinere und größere Gangster“ im Bestattungswesen, sagt Schomers.
Nur dass „die Versuchung zur Geschäftemacherei vielleicht ein bisschen größer ist als in anderen Branchen“. Vor allem die Vielzahl an einzelnen Dienstleistungen stiftet Verwirrung und treibt die Endabrechnung nicht selten in schwindelnde Höhen. Abholen der Verstorbenen, Kühlung, Auswahl des Sarges, Totenhemd, Umbettung, Ämtergänge, Transport zur letzten Ruhestätte, Friedhofsgebühren, Grabdekoration, Trauerrede, kleine-Feier-große-Feier - viele „Rundum-Sorglos-Pakete“ hielten am Ende nicht, was sie versprächen, berichtet Schomers. Im Kleingedruckten fänden sich häufig allerlei Zusatzkosten, Preissteigerungen würden nicht ausgeschlossen, Gebühren seien nicht enthalten. Aus dem 680-Euro-Angebot eines Berliner „Discount-Bestatters“ seien am Ende 2200 Euro geworden.
Für die Großen der Branche gelte die Devise: Wer zuerst die Leiche hat, der kriegt sie meist auch in den Sarg. Das gehe etwa so: „Beim Einzug ins Pflegeheim wird die Offerte unterbreitet: Wir übernehmen Ihr Kühlmanagement.“ Zu deutsch: Im Falle des Ablebens garantieren wir Abholung und Kühlung der Leiche. Dabei spekulierten die Unternehmen darauf, dass die Hinterbliebenen auch den Rest der Dienstleistungskette dem Betrieb überantworten.
Als weiteres „Massengeschäft“ haben sich laut Schomers Sterbegeld-Versicherungen mit angeschlossenen Bestattungsunternehmen erwiesen. Dabei seien andere Ansparformen „weitaus günstiger“. Auch manche Kommune lange kräftig hin: In Düsseldorf etwa würden für eine fünfminütige „Ascheverstreuung“ durch einen städtischen Angestellten mehr als 1000 Euro berechnet, „weil das ein hoheitlicher Akt ist“.   Von Stefan Sauer, 9.10.2007
 

Bonner Rundschau, 22.10.2007


Berliner Literaturkritik,12.6.08

Im Trauerfall abgezockt –Michael Schomers’ „Todsichere Geschäfte“
Auch im Bestattergewerbe hat die Zeit der großen Konzerne mit ihren zahlreichen Geschäftsstellen begonnen

„Wir regeln das alles für Sie“, bietet der Bestatter den Hinterbliebenen an. ‚Alles’ umfasst den Sarg, die Anzeige in der Zeitung, die Trauerfeier, die Beerdigung, die Behördengänge, das Ausfertigen der amtlichen Bescheinigungen und das Stellen einer mehrere tausend Euro umfassenden Rechnung. Doch während bei dem Kauf einer Küche vorher lange überlegt und verschiedene Angebote miteinander verglichen werden, wird bei dem Bestatter einfach, wenn der oft nicht sehr überraschende Todesfall eintritt, jemand genommen. Denn viele Menschen befassen sich mit diesem Aspekt – und auch vielen anderen – des Sterbens nicht. Es gibt natürlich seriöse Bestatter, aber auch viele Geschäftemacher und einen expandierenden Konzern in dieser Branche.
Michael Schomers, der in den vergangenen Jahren undercover Parteimitglied bei den „Republikanern“ und Fernfahrer von Gefahrgut-Tankzügen war, recherchierte für sein neuestes Buch in diesem verschwiegenen Berufsstand. Dafür arbeitete er auch als Bestatter. Diese Erfahrungen des schnellen und lieblosen Abfertigens von Toten hat er im ersten Teil von „Todsichere Geschäfte“ aufgeschrieben. Gerade bei Sozialbestattungen wird nicht auf die Würde des Toten geachtet: „Der Nächste, bitte. Leichnam aus dem Kühlraum holen, in den Sarg legen, Kleider zerschneiden, Totenhemd, Decke, Sargdeckel zu. Es geht wie am Fließband.“
Diese Fließbandarbeit setzt sich vor allem bei Verbrennungen fort. Inzwischen werden Verbrennungen auch oft im billigeren Ausland gemacht. Einige Bestatter geben den Hinterbliebenen auch hilfreiche Tipps, wie sie – vorbei an den deutschen Bestattungsgesetzten – an die Asche des Verstorbenen kommen. Sie bieten dafür regelmäßige Besichtigungsfahrten in Krematorien an.
Während kleine Bestattungsunternehmen ihre Marktnische suchen, hat auch im Bestattergewerbe die Zeit der großen Konzerne mit ihren zahlreichen Geschäftsstellen begonnen. Das Berliner Traditionsunternehmen Ahorn-Grieneisen AG, mit über 200 Filialen in Deutschland, wird in „Todsichere Geschäfte“ von Schomers gerade wegen seines dubiosen Geschäftsgebarens mehrmals erwähnt.
Grieneisen versucht zunehmend Verträge mit Krankenhäusern und Altenheimen abzuschließen, damit es im Trauerfall benachrichtigt wird und die Bestattung machen kann. Das lassen sich die Vertreter im Zweifelsfall auch etwas kosten. Sie bieten, nach dem Wegfall des staatlichen Sterbegeldes, zusammen mit der Versicherung IDEAL eine für die Versicherten nicht lohnende Sterbegeldversicherung an. Die Beratungsgespräche scheinen eher ein Fall für das Kabarett zu sein. Schomers ließ sich bei seinen Recherchen auch mehrfach von verschiedenen Bestattern beraten. Dabei stellte er immer wieder fest, dass die als günstig beworbenen Angebote letztendlich nicht so günstig waren. Oft werden Kosten verschwiegen oder nebulös ausgedrückt.
Nach einem konzentrierten Einblick in die Arbeit von Bestattern ufert die zweite Hälfte von Schomers’ „Todsichere Geschäfte“ teilweise zu einer Sammlung von Anekdoten und Beispielen für behördlichen Irrsinn aus. Dann geht es um die Frage, ab welchem Gewicht Totgeburten als Menschen zählen, denen ein Begräbnis gestattet wird, über die Friedhofsordnungen von verschiedenen Kommunen, Sterbegeldversicherungen und alternative Bestattungsformen.
Insgesamt ist „Todsichere Geschäfte“ von Michael Schomers eine lohnende Lektüre. Sie bietet einen konzentrierten Einblick in eine verschwiegene Branche und den teilweise durch Bestatter und Kirchen forcierten bürokratischen Irrsinn. Gleichzeitig fordert Schomers immer wieder – zu Recht – zu einem bewussten und eigenständigen Umgang mit dem Tod von Angehörigen auf und führt aus, wie das auch in Deutschland möglich ist.
Von AXEL BUSSMER - © Die Berliner Literaturkritik, 12.06.08
 

TAZ 15.11.2007
Der Tod ist zu teuer

Michael Schomers Werk über die Bestattungsbranche ist kein Enthüllungsbuch, sondern vielmehr ein praktischer Ratgeber inklusive "Checkliste für den Todesfall".
VON STEPHAN LOICHINGER
Der Tod ist populär. Im deutschen Fernsehen lief mit Erfolg "Six Feet Under", eine Serie über eine Bestatterfamilie in Los Angeles. Das aktuelle taz-Journal thematisiert den Tod. Im hessischen Fernsehen diskutierte man neulich eine Stunde lang über angemessene Formen der Bestattung. Und im Econ Verlag erschien gerade Michael Schomers' Buch "Todsichere Geschäfte" über die Bestattungsbranche. Die darin wiederholte Klage, der Tod sei ein Tabuthema, klingt eher nach dem ewigen Klischee vom Tabuthema Tod. Sicher wird etwa über Kinderbetreuung mehr diskutiert. Doch auch im Umgang mit den Toten zeichnet sich ein gesellschaftlicher Paradigmenwechsel ab.
Recht hat Schomers mit seinem Appell, man möge rechtzeitig mit seinen Angehörigen die erwünschte Art der Bestattung besprechen und sich über seine Möglichkeiten informieren. Direkt nach einem Todesfall haben die Hinterbliebenen dazu keine Zeit - und nicht die Nerven. Das ist das Herzensanliegen des Autors: "Jeder muss seine ganz persönliche Form der Trauerbewältigung finden und die Möglichkeit bekommen, sie frei von bürokratischen Vorschriften auszudrücken. Mein Buch will nicht nur Missstände aufzeigen. Es will auch Mut machen, seine Vorstellungen von Trauer durchzusetzen."
Zwei Gegner auf dem Weg dorthin hat Schomers bei seinen teils verdeckt geführten Recherchen ausgemacht: einerseits das Gros der Bestattungsunternehmen, andererseits die Friedhofsverwaltungen sowie die unterschiedlichen Bestattungsgesetze der Länder. Bei Bestattern wie Verwaltungen vermisst der Autor oft Pietät gegenüber den Toten, auch wenn diese als Motiv allen Handelns stets angeführt werde. Ältere Menschen mit Interesse an Vorsorgeverträgen oder trauernde Angehörige müssen sich zudem oft entmündigt fühlen, es sei denn, sie geraten an einen mitfühlenden Bestatter. Solche fand Schomers aber gerade in Großstädten kaum.
Als angeblich Betroffener hat er sich von Bestattern beraten lassen und konnte so nachweisen, dass sie in erster Linie Geld verdienen wollen - sei es mit undurchsichtigen Pauschalangeboten, abnormen Zuschlägen beim Verkaufspreis der Särge oder indem sie verschweigen, dass Tote auch zu Hause aufgebahrt werden dürfen. Der Markt ist genauso hart umkämpft wie in jedem anderem Gewerbe. Da es um Sterbende und um trauernde Hinterbliebene geht, bleibt freilich ein schaler Nachgeschmack, wenn Schomers den Verdacht nahelegt, Bestattungskonzerne bemühten sich intensiv um Patientendaten aus Krankenhäusern und Altenpflegeheimen, um möglichst viele Vorsorgeverträge abzuschließen.
Andererseits darf man sich empören, aber kaum wundern, dass in Kliniken die Prosektur, die Leichenaufbewahrung, oft nahe bei den Müllcontainern liegt. Und natürlich stimmt zudem: "Friedhöfe sind auch Wirtschaftsunternehmen. Und da fängt das Problem an", wie Schomers schreibt. Zumal es in Deutschland als einzigem Land in Europa den sogenannten Friedhofszwang gebe.
Der Autor nennt Zahlen, wonach die Mehrheit der Deutschen es akzeptieren würde, begrübe der Nachbar die Asche eines Angehörigen im Garten. Er nennt den "Friedhofsrebellen" Bernd Bruns, der es dank eines "Umwegs" über die Niederlande geschafft hat, den Friedhofszwang auszuhebeln. Und er nennt die Argumente der Friedhofsverwaltungen, die angemessene Totenruhe nur auf ihren äußerst reglementierten Anlagen gewahrt sehen, es aber zum Beispiel zulassen, dass neue Wege über den Gebeinen von Toten verlegt werden.
Michael Schomers berichtet von bornierter Bürokratie und unverschämt teuren Gebühren für Extraleistungen auf deutschen Friedhöfen, doch auch von individuelleren und bereits nach heutigem Recht möglichen Bestattungsformen. Seine Sympathie gehört etwa dem Bestatter Fritz Roth, der in Bergisch-Gladbach Deutschlands ersten privaten Urnenfriedhof eingerichtet hat. Die Grabsteine müssen dort nicht die Maße 60 mal 120 Zentimeter einhalten, sondern dürfen nach Wunsch gestaltet sein.
Das Buch legt trotz seines mitunter spekulativen Duktus nicht so sehr Skandale offen, vielmehr ist es ein Ratgeber inklusive "Checkliste für den Todesfall" und Richtpreisen für einzelne Bestatterleistungen. Es kann dazu beitragen, dass sich mehr Menschen bewusster und rechtzeitig über die Form ihrer letzten Ruhestätte Gedanken machen - auch als Dienst an den Hinterbliebenen.
 

WDR Servicezeit Familie:  27.2.2008, 18.20-18.50 Uhr
Wiederholung: Mittwoch, 23.10.2008 18.20-18.50 Uhr

Ein Todesfall – und viele Probleme
Was ist zu tun, wenn ein Angehöriger stirbt?
Ein Film von Michael Schomers
Kamera: Martin Schomers, Goran Markovic-Schomburg
Ton: Timo Schüler, Ramon Nils Schomers
Schnitt: Nils Schomers
Produktion: pickup Medien, Köln

Tips:
Ein Mensch ist gestorben. Für die Hinterbliebenen bricht oft eine Welt zusammen. Die Gedanken kreisen um den geliebten Menschen, alles andere verliert an Bedeutung. In solch einer Situation brauchen die Trauernden Trost und Zuspruch. Aber dafür bleibt nach einem Todesfall nur wenig Zeit, denn jetzt muss vieles organisiert werden, es muss entschieden und gehandelt werden. Nach einem Todesfall werden die Hinterbliebenen mit vielen Fragen konfrontiert, mit denen sie sich meistens noch nie auseinandergesetzt haben. Im Folgenden deshalb einige Tipps.
Sie dürfen den Sarg selbst bauen
Sicherlich nicht jedermanns Sache, aber es ist gesetzlich erlaubt, den Sarg selber zu bauen. Der Bestatter Fritz Roth erzählt, dass vor allem bei Kindersärgen Eltern dies zunehmend tun. Eine wirklich gute Form der persönlichen Abschiednahme und Trauerverarbeitung.
Sie können den Sarg selbst gestalten
Es muss kein aufwendiger, teurer Sarg sein. Viele Bestatter haben natürlich ein Interesse daran, solche zu verkaufen, die bis zu 10.000 Euro kosten, weil sie daran mehr verdienen. Ein einfacher Sarg reicht aber völlig aus, vor allem bei einer Feuerbestattung.
Finden Sie Ihre ganz persönliche Form der Trauer
Wichtig ist, dass Sie sich ganz genau überlegen, wie die Bestattung ablaufen soll. Ihre Vorstellungen sollten Sie dann mit dem Bestatter besprechen. Lassen Sie sich nicht abwimmeln, vor allem nicht mit Hinweisen wie „Das ist nicht üblich“, „Das machen wir hier anders“ oder Ähnlichem. Setzen Sie Ihre Vorstellungen durch. Wenn der Bestatter das nicht will, gehen Sie und suchen Sie sich einen anderen. Vielleicht überlegt es sich der Bestatter bei der Ankündigung, dass Sie zur Konkurrenz gehen, dann doch noch einmal. Denn Sie sind derjenige, der bestimmt, was gemacht wird. Der Bestatter ist Dienstleister, der entweder Ihren Vorstellungen folgt oder den Auftrag eben nicht bekommt
In den Niederlanden und Belgien bekommen Sie die Urne ausgehändigt
In keinem anderen Land in Europa existiert der „Friedhofszwang“, das heißt, die Asche der Verstorbenen muss in Deutschland auf einem Friedhof beigesetzt werden. Aber mittlerweile bieten die meisten Bestatter auch die Einäscherung in den Niederlanden, Belgien oder einem anderen Land an. Dort bekommen die Angehörigen dann die Urne ausgehändigt. Inzwischen sind nach Schätzungen bereits mehr als 30.000 Urnen auf diesem Weg wieder nach Deutschland zurückgebracht worden. Der andere Weg: Nach der Einäscherung in einem deutschen Krematorium beantragen die Angehörigen bei einem deutschen Krematorium, die Urne für eine (angebliche) Auslandsbestattung in ein niederländisches Krematorium zu schicken. In den Niederlanden fragt dann niemand mehr danach, was die Angehörigen mit der Urne machen. Übrigens: Bernd Bruns hat schon vielen Angehörigen bei diesem Umweg geholfen. Er hat vor ein paar Jahren – sozusagen als „Aschekurier“ – für Angehörige (mit Vollmacht) deren Urnen in den Niederlanden abgeholt. Zuvor hatte er sie anonymisiert, das heißt, Keramiktäfelchen und den Namensaufkleber entfernt, damit die Urne bei einer eventuellen Beschlagnahmung an der Grenze nicht identifizierbar ist. Dann transportierte er sie zurück nach Deutschland.
Irgendwann wollte es Bruns genau wissen und erstattete Selbstanzeige bei der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft: „Sehr geehrte Damen und Herren, ich bin fest entschlossen, mit humanitärer Motivation sowie ohne Entgelt vorsätzlich und fortgesetzt handelnd, folgende Tatbestände zu realisieren: Rückführung von Aschen deutscher Verstorbener, die nach deutschem Bestattungsrecht legal zur Einäscherung in niederländische Krematorien überführt wurden, in das Rechtsgebiet des Landes Nordrhein-Westfalen, im Auftrag und mit Vollmacht ihrer Angehörigen, die in Nordrhein-Westfalen das Recht der Totensorge ausüben. Um höchst vorsorglich eine spätere Identifizierung und Zuordnung der Aschen und in Folge mögliche Beschlagnahmen zum Zwecke ihrer Zwangsbeisetzung auf einem Friedhof durch deutsche Behörden zu verunmöglichen, werde ich zuvor – noch auf niederländischem Staatsgebiet – die Plakette des niederländischen Krematoriums entfernen. Die Aschen werde ich alsdann in Nordrhein-Westfalen – dem letzten Willen der Verstorbenen entsprechend – entweder den Angehörigen wunschgemäß zum Zwecke ihrer ehrenvollen Aufbewahrung im Privatbereich (Wohnzimmerschrank) übergeben oder auf dem Privatgelände der Angehörigen verstreuen oder beisetzen.“
Die Antwort der Staatsanwaltschaft ließ nicht lange auf sich warten. Am 16. Februar 1999 wurde Bernd Bruns unter dem Aktenzeichen 230 Js 55/99 „nach eingehender Prüfung des (...) geschilderten Vorhabens“ Folgendes mitgeteilt: „In rechtlicher Hinsicht kann ich Ihnen mitteilen, dass Ihr geplantes Verhalten zwar verbotswidrig, jedoch nicht strafbar ist (...). Wenn Sie nun entsprechend Ihrer Ankündigung handeln, verstoßen Sie gegen die genannten Vorschriften. Mangels einer Strafandrohung oder andersartiger Sanktionen in den genannten Bestimmungen oder weiteren Strafgesetzen wäre Ihr Verhalten jedoch strafrechtlich nicht relevant. Ich habe deshalb das Verfahren gegen Sie eingestellt.“
Der Bestatter kann für Sie alle Formalitäten erledigen
Nach einem Todesfall sollten Sie zunächst genau überlegen, wie die Bestattung ablaufen soll – eventuell auch im Gespräch mit einem sachkundigen Bestatter. Vor allem sollten Sie überlegen, was Sie selbst machen wollen und was der Bestatter machen soll. Im Prinzip können Sie fast alles selbst machen, wenn Sie wollen. In keinem Bundesland besteht die Pflicht, einen Bestatter zu beauftragen. Auch wenn ein Angehöriger gestorben ist, ist er doch immer noch ein vertrauter Mensch, den man liebt. Und es gibt keinen Grund, nicht selbst dem Toten die Augen zu schließen.
Selbstverständlich kann man auch den Toten selbst anziehen. Viele Menschen haben Angst vor Toten. Vor allem deshalb, weil immer noch die merkwürdige Vorstellung vom Leichengift umhergeistert, das sich angeblich unmittelbar nach dem Eintritt des Todes bildet. Man muss es klipp und klar sagen: Das sogenannte Leichengift gibt es nicht. Wenn es das gäbe, dürften wir auch kein Fleisch essen. Natürlich beginnt mit dem Tod die Zersetzung des Körpers, zum Beispiel durch die Eiweißfäule oder durch bakterielle Zersetzung, Vorgänge, die auch für den zunehmenden Verwesungsgeruch von Leichen verantwortlich sind. In früheren Zeiten wurden in Kriegen oft Leichen in Brunnen oder Seen geworfen, um das Wasser zu vergiften, aber die krank machenden Ursachen waren bestimmte Krankheitserreger (zum Beispiel Pestbazillen), nicht aber ein Leichengift. Es gibt also absolut keinen Grund, den Toten nicht anzufassen und ihn nicht zu versorgen oder den Leichnam nicht selbst für die Bestattung vorzubereiten. Man kann sich sogar einen eigenen Sarg beschaffen, entweder von einem Tischler bauen lassen oder selbst bauen. Ein paar Bretter genügen, es gibt keine vorgeschriebene Form. Und preiswerter als bei den Bestattern ist das allemal. Auch die Organisation der Bestattung, die Trauerfeier, die notwendigen Behördengänge oder den Erwerb einer Grabstelle bei der örtlichen Friedhofsverwaltung können die Angehörigen selbst regeln. Grundsätzlich sollte man aber bedenken, dass die Arbeit des Bestatters – wie jede Dienstleistung – eine große Entlastung ist. Gerade in einem solchen Moment ist es sicherlich auch gut, wenn jemand da ist, der weiß, was und wie alles zu tun ist und der einem diese Arbeiten abnimmt. Denn man braucht auch Zeit, Zeit, sich zu verabschieden, Zeit, mit seinen Gefühlen, Gedanken und Erinnerungen zurechtzukommen. Wenn man diese entlastende Dienstleistung in Anspruch nimmt, muss man sie natürlich auch entsprechend bezahlen. Wenn der Bestatter sich um alles kümmert, hat er bei jedem Todesfall circa 15 bis 20 Stunden Arbeit, die bezahlt werden müssen. Rechnet man einen Stundensatz von circa 60 Euro, kommen 1.000 bis 1.500 Euro alleine für die Bestatterdienstleistung zusammen.
Schließen Sie wichtige Dokumente nicht weg
Nach Eintritt des Todesfalls werden einige Dokumente benötigt, so zum Beispiel das Stammbuch. Daher ist es wichtig, dass diese Unterlagen nicht im Banktresor oder Schließfach versteckt sind, denn da kommt zunächst keiner dran. Bei einer Bank zum Beispiel benötigen Sie aber einen Erbschein. Also: Legen Sie alle wichtigen Unterlagen wie Stammbuch, Geburts-, Heirats- und Scheidungsurkunden so bereit, dass Ihre Angehörigen sie ohne Probleme finden können. Dazu sollten Sie einen Zettel legen, auf dem wichtige Angaben sind, wie beispielsweise Krankenkasse, Rentenkasse, Kontonummern, Abonnements, Vermieter etc. Am allerbesten ist es, wenn Sie gemeinsam mit Ihrer Familie Vorsorge treffen, also in einem Gespräch in der Familie (beispielsweise mit den Eltern oder Großeltern) zusammen über die Bestattung sprechen und alles festlegen.
Prüfen Sie auch die Friedhofsgebühren im Umland
Die Friedhofsgebühren sind fast überall in den vergangenen zehn Jahren explodiert. Dabei sind die Unterschiede an verschiedenen Orten riesengroß. Während zum Beispiel in Bielefeld auf den Stadtteilfriedhöfen ein Erdwahlgrab 2.910 Euro kostet, zahlen die Hinterbliebenen im 25 Kilometer entfernten Harsewinkel für die gleiche Leistung nur 245,42 Euro. Für die Grabnutzungsgebühren zahlt man in Bielefeld bei einem Erdwahlgrab 1.870 Euro, in Harsewinkel nur 314,45 Euro. Zusammen macht das einen Unterschied von 4.220,13 Euro aus. In Heinsberg betragen die Kosten für Grabnutzung und Bestattung bei einem Erdreihengrab für 50 Jahre Nutzung nur 425 Euro, während man im 30 Kilometer entfernten Arnsberg für eine Nutzungsdauer von 30 Jahren 3.539 Euro zahlen muss. In Hessen ist der Spitzenreiter Kelkheim. Für ein Wahlgrab inklusive Bestattung werden dort sogar stolze 5.880 Euro fällig.
Dass auch anonyme Urnengräber nicht unbedingt preisgünstig sein müssen, zeigt sich an den Gebühren in Arnsberg, wo 2.228 Euro verlangt werden, während dafür in Swistal nur 120 Euro fällig werden. Eines der frechsten Beispiele ist Marl. Auch dort sind seit 2003 die Gebühren drastisch gestiegen, so zum Beispiel für ein Reihengrab um 209 Prozent, in der Urnenwandkammer um 183 Prozent, die Bestattungsgebühren in Grabkammern um 238 Prozent, diejenigen von Urnen sogar um 321 Prozent.
Spitze der Preissteigerung ist die Gebühr für die Öffnung von Urnenwandkammern (also die Bestattung): Sie stieg von 25 Euro im Jahr 2003 auf 292 Euro, das entspricht einer Steigerungsrate von sage und schreibe 1.068 Prozent. „Die Kosten sind so explodiert, dass Otto Normalverbraucher oder Rentner keine Chance mehr haben, eine anständige Bestattung zu finanzieren“, sagt der Marler Bestatter und Gärtnermeister Andreas Gehron, der auf seiner Internetseite die Gebühren verschiedener Städte im Ruhrgebiet miteinander verglichen hat.
Die Begründung der Kommunen ist immer die gleiche: die Kostendeckung. In Marl wurde argumentiert, die Gebühreneinnahmen für die städtischen Friedhöfe hätten in den Jahren 2005 und 2006 um rund 279.000 Euro unterhalb der erwarteten Einnahmen gelegen. Hauptgrund sei der enorm gestiegene Anteil an Feuerbestattungen, die in den kostengünstigeren Grabarten mit kürzeren Ruhefristen erfolgen. Daher sei eine Anpassung der Gebühren zwingend gewesen – ein Teufelskreis.
Die Verbraucherinitiative Aeternitas untersucht regelmäßig die Friedhofsgebühren, dort können Sie sich informieren. Ansonsten sollten Sie einfach bei verschiedenen Friedhöfen im Umland anrufen und nachfragen.
Sie können Ihren Toten auch im Leichentuch bestatten
Das Bestattungsgesetz in NRW sieht keinen Sargzwang mehr vor, das heißt, im Prinzip darf man sich auch im Leichentuch bestatten lassen. Allerdings können die Friedhöfe andere Regelungen festlegen. Sie sollten sich vorher mit dem Friedhof in Verbindung setzen.
Sie dürfen Ihren Toten zu Hause aufbahren
Einer Umfrage zufolge waren beispielsweise in einem Landkreis in Rheinland-Pfalz 90 Prozent der Menschen der Meinung, eine Hausaufbahrung sei rechtlich überhaupt nicht mehr möglich. Gleichzeitig meinten aber 80 Prozent der Befragten, eine bewusste Abschiednahme im Rahmen einer Hausaufbahrung sei sehr wichtig. Um es ganz deutlich zu sagen: Es ist ohne Weiteres möglich, das verstorbene Familienmitglied zu Hause einzusargen und dort – auch für mehrere Tage – aufzubahren. Während zum Beispiel in den Niederlanden ein verstorbenes Familienmitglied ohne Probleme fünf Tage aufgebahrt werden kann, schreiben die Bestattungsgesetze in Deutschland in der Regel Folgendes vor: „Jede Leiche ist innerhalb von 36 Stunden in eine Leichenhalle zu überführen. Es ist aber durchaus möglich, bei der Ordnungsbehörde eine Verlängerung dieser Frist zu beantragen. Auf Antrag eines Angehörigen kann die örtliche Ordnungsbehörde die Aufbewahrung der Leiche im Sterbehaus oder an anderer Stelle genehmigen, wenn durch ärztliches Zeugnis bescheinigt wird, dass Bedenken hiergegen nicht bestehen.“
Leider ist die Hausaufbahrung heutzutage so gut wie überhaupt nicht mehr üblich, zumindest in den Städten. Sie kommt allenfalls noch in ländlichen Regionen vor, wo die traditionelle Art der Bestattung noch nicht ganz in Vergessenheit geraten ist. Vorgeschrieben ist, dass dafür ein eigener Raum vorhanden ist, der „nicht gleichzeitig zu Wohn-, Schlaf-, Arbeits- oder Wirtschaftszwecken genutzt“ wird. Aber das sollte nicht das Problem sein. Zu Hause kann man so Abschied nehmen, wie das früher überall üblich war. Wer will, kann sich zu dem Toten setzen und an schöne, aber auch an weniger schöne, schwierige Zeiten und Erlebnisse denken, ihm vielleicht noch das sagen, was man nie hatte sagen können und immer einmal sagen wollte. Hier ist Zeit, sich wirklich und ganz persönlich in einer sehr würdevollen und schönen Art zu verabschieden.
Dass die Tradition der Hausaufbahrung fast vergessen ist, ist zum Teil auch den Bestattern zu verdanken. Da gibt es welche, die auf ihrer Internetseite schreiben, mit dem Bau der städtischen Leichenhalle habe man sich „von der bisherigen nicht gerade hygienischen Form der Hausaufbahrung abgewandt (...). Die Hausaufbahrung gehört somit der Vergangenheit an. Die Begräbnisfeier (Aufbahrung, Einsprengen, Betstunde und Seelenmesse) wird seither in der Aufbahrungshalle abgehalten.“ Gleichzeitig empfiehlt dieser Bestatter natürlich seine eigene Trauerhalle. In den vergangenen Jahren haben viele Bestatter eigene Abschiedsräume oder sogar Kapellen gebaut. Der Grund dafür ist bei den meisten ein finanzieller: Man möchte das Geld, das vorher an die Kommune floss, gern in die eigenen Taschen leiten.
Eine Hausaufbahrung ist auch dann möglich, wenn jemand im Krankenhaus oder Pflegeheim verstorben ist. Auch wenn der Tote aus irgendwelchen Gründen bereits in einen Kühlraum gebracht oder sogar eingesargt wurde, kann man darauf bestehen, ihn nochmals nach Hause zu fahren und dort aufzubahren. Sprechen Sie mit dem Bestatter darüber, wenn Sie Ihren Verstorbenen länger zu Hause behalten wollen. Ein guter Bestatter wird Wege finden und sich nicht sklavisch an die zum Teil unsinnigen Vorschriften halten.
Sie dürfen Ihrem Toten seine eigene Kleidung anziehen
Eigentlich ist es eine alte Tradition: Jeder Mensch hatte sein Hochzeits- und sein Sterbegewand, das in einer Truhe (zum Beispiel mit der Aussteuerwäsche) bereitlag. Das Totenhemd war etwas ganz Besonderes, oft mit viel Mühe hergestellt. Heute ist diese Tradition vergessen, aber es ist immer noch vielfach üblich, dass der Verstorbene in ein Totenhemd gekleidet wird. Diese gekauften Totenhemden sind in der Regel fürchterlich. Vor allem sind sie ein absoluter Fremdkörper. Sehen Sie sich diese Totenhemden an und fragen Sie sich: Will ich in diesem Aufzug vor meine Familie, meine Freunde und Kollegen treten?
Viele Bestatter ziehen den Toten gerne ein Totenhemd an, weil sie daran gut verdienen – und verschweigen die Möglichkeit, die eigene Kleidung zu nutzen. Ein solches Totenhemd kostet im Einkauf circa 10 bis 20 Euro, wird aber für bis zu 100 oder 120 Euro verkauft. Ziehen Sie dem Toten seine eigene Kleidung an! Den Lieblingspullover, die Strickjacke, die er oder sie jeden Abend getragen hat, die Uniform der freiwilligen Feuerwehr oder Jeans und T-Shirt.
Nicht auf „Billigangebote“ hereinfallen
Immer wieder gibt es preiswerte Angebote, die mit „Discount“ oder Ähnlichem beworben werden und Bestattungen ab 600 Euro versprechen. Diese „Billigangebote“ sind in der Regel Mogelpackungen, bei denen vor allem wichtige Punkte oftmals fehlen, so zum Beispiel die Friedhofsgebühren, die zweite Überführung etc. Ein Berliner „Discountbestatter“ wirbt beispielsweise mit dem Betrag von 680 Euro. Wenn man dieses Angebote einmal durchrechnet, kommt man auf erheblich mehr. So werden auch in diesem Beispiel aus 680 Euro schließlich 2.201 beziehungsweise 2.616 Euro. Damit liegt das Angebot durchaus im mittleren Preisniveau. Ein ganz normaler Preis also, der nichts mit „Discount“ und „preiswert“ zu tun hat. Also: Vergleichen Sie die Preise und passen Sie auf, dass alle notwendigen Kosten berechnet werden. Lassen Sie sich von mehreren Bestattern ein Angebot geben und vergleichen Sie. Vor allem: Lassen Sie sich nicht mit unverbindlichen Kostenaufstellungen (Positionen, die mit einem „ ca. “ angegeben sind) abspeisen. Bestehen Sie auf einem verbindlichen, unterschriebenen Kostenvoranschlag für den Endpreis einschließlich Mehrwertsteuer. Dazu sind Bestatter verpflichtet. Wenn er sich weigert, gehen Sie zu einem anderen oder setzen Sie sich notfalls mit dem Ordnungsamt in Verbindung.
Michael Schomers
 

Adressen:
Private Trauer Akademie Pütz-Roth
Fritz Roth
Kürtener Str. 10
51465 Bergisch Gladbach
Telefon (+49) 22 02-93 58 0

Crematorium en Begraafplaats Slangenburg
Nutselaer 4
7004 HJ Dietinchem
Postadres:
Postbus 419
7000 AK Doetinchem
T: 0314-34 57 74
E-Mail: cre.slanenburg@yarden.nl
Internet: www.yarden.nl
 

Süddeutsche Zeitung, 26.1.2008
Wie mit Leichen Geld gemacht wird
Wer Bestattungsunternehmer befragt, ob sie das neue Buch Todsichere Geschäfte von Michael Schomers schon gelesen hätten, erlebt Erstaunliches. Nein, nein, antworten die meisten, man habe ganz entfernt davon gehört. Sogleich beginnen aber jene, welche die 288 Seiten über die deutsche Bestattungsmafia nur vom Hörensagen kennen wollen, daraus ganze Passagen zu referieren. Um sich schließlich darüber aufzuregen, dass dieser Schomers übertreibe und alles doch ganz anders sei.
Das Buch weist damit einen entscheidenden Wert auf: Der Kölner TV-Produzent, Drehbuchautor und Enthüllungsjournalist Schomers hat zweifellos den Nerv einer ganzen Branche getroffen. Wie bei früheren Projekten, bei denen er sich bei den Republikanern eingeschlichen oder als Fahrer in der Gefahrgutbranche gearbeitet hatte, recherchierte er auch für Todsichere Geschäfte weitgehend undercover. Getarnt als Bestattungshelfer oder indem er seine dem Vernehmen nach quicklebendige Mutter – hoffentlich in Absprache mit ihr – sterben ließ, um als trauernder Sohn ihren letzten irdischen Weg pietätvoll planen zu lassen.
Entlang des Weges vom Bett zum Grab liegt viel Geld. 15 Milliarden Euro setzt die Branche jährlich um. Friedhofsbetreiber und Krematorien, Steinmetze und Floristen, vor allem aber die 3 800 Bestatter leben von den jährlich 840 000 Toten hierzulande. Und ihr Geschäft wächst – dank der demografischen Entwicklung. 2050 werden erstmals mehr als eine Million Menschen in Deutschland sterben. Was Schomers herausgefunden hat, fasst der Untertitel des Buches trefflich zusammen: „Wie Bestatter, Behörden und Versicherungen Hinterbliebene ausnehmen.”
Das beginnt mit scheinbar mitfühlenden Krankenpflegern, die von Bestattern heimlich Prämien dafür kassieren, dass sie den Hinterbliebenen eines frisch Verstorbenen diesen Unternehmer wärmstens empfehlen. Es setzt sich fort mit Discount-Bestattern, die letztlich ein Mehrfaches des propagierten Schnäppchenpreises abrechnen, weil schließlich hier noch ein paar Blümchen und da noch ein Sargdeckchen hinzugekommen sind.
Der Grund: Das Geschäft ist hart, vor allem in den anonymen Großstädten. Manche Bestatter zahlen viel Geld an Kliniken und Altenheime für das Exklusivrecht, einen frisch Verstorbenen als erste versorgen zu dürfen. Damit haben sie den Fuß in der Tür. Denn die Erfahrung zeigt, dass Angehörige in ihrer Trauer anderes umtreibt, als Angebote einzuholen und Preise zu vergleichen. Also erteilen sie dem, der als erster Hand an die Leiche legt, auch den weit lukrativeren Folgeauftrag für die komplette Bestattung.
Michael Schomers habe sich „einem der letzten Tabuthemen angenommen”, schreibt Günter Wallraff im Vorwort. Schomers war auch dabei, als Gummihandschuhe und Plastikmüll mit dem Verstorbenen im Sarg landeten. Der Einfachheit halber und um Müllgebühren zu sparen. Umfangreiche Passagen widmet Schomers der Abzockerei mit Vorsorge- und Sterbeversicherungen. Mitunter zu detailliert analysiert er nicht minder fragwürdige Kostenvoranschläge für Bestattungen.
Letztendlich beschreibt der Autor einen Markt mit vielen erbärmlichen Grauzonen. Vom seriösen Begleiter trauernder Angehöriger, über den Bestattungskonzern bis hin zum schrägen Abzocker tummelt sich dort alles. Um die seriösen Anbieter zu finden, enthält „Todsichere Geschäfte” eine Checkliste, mit der man im Bedarfsfall seriöse und Wucherpreise unterscheiden kann. Doch auch fernab vom Nutzwert bietet das flott geschriebene Buch hohen Erkenntnisgewinn über ein Geschäft, dem letztlich keiner entgehen wird. Uwe Ritzer
 

Medien Mittweida, 22.10.2008
Journalist Michael Schomers über Abzocke im Todesfall
Sterben will bezahlt sein
Viele Bestatter, Ärzte und Behörden machen mit dem Tod gute Geschäfte. Über die Hintergründe berichtete Michael Schomers, Autor des Buches "Todsichere Geschäfte", beim Akademischen Dialog an der Hochschule Mittweida.

In Deutschland sterben jeden Tag über 2 000 Menschen. In den Tagen nach dem Tod haben die Angehörigen die schwierige Aufgabe, den richtigen Bestatter zu wählen. Allein in Deutschland gibt es rund 4 000 derartige Unternehmen. Um sich von der großen Konkurrenz abzusetzen, bieten viele Firmen vermeintlich günstige Bestattungen für beispielsweise nur 600 Euro an. Auf Mogelpackungen, aus denen dann schnell unverhofft 2 000 Euro entwachsen, fallen viele Angehörige rein.
"Oft wird die emotionale Ausnahmesituation der Betroffenen ausgenutzt und ein Großteil der Kosten verschwiegen", berichtete Schomers. Erst auf der späteren Rechnung taucht der erhebliche Mehrbetrag auf. Eine weitere Masche ist das sogenannten "Kühl- oder Sterbemanagement" in Krankenhäusern, so sichern sich die großen Bestattungsunternehmen den Kundenkontakt. Die Unternehmen treten
 an die Krankenhäuser heran und holen die Leichen ab. Das Vorgehen ist sehr gewinnbringend, da knapp 80 Prozent der Menschen in derartigen Einrichtungen sterben. Vom Journalist zum Bestattungshelfer
Michael Schomers ist Regisseur, TV-Produzent sowie preisgekrönter Buch- und Drehbuchautor. Bereits in den neunziger Jahren erregte er mit einer Undercover-Recherche deutschlandweit Aufsehen. Schomers war sieben Monate lang Mitglied der Republikaner. Er schaute unter verändertem Namen als "Diplom-Pädagoge Theodor Schomers" hinter die Kulissen und erlebte den Partei-Alltag. Für sein Buch "Todsichere Geschäfte" arbeitete Michael Schomers, getarnt als Bestattungshelfer, über ein Jahr bei verschiedenen Bestattungsunternehmen.
Dabei entdeckte er auch die Abzocke der Ärzte am Totenbett. Standardsatz für die Ausstellung eines Totenscheins beträgt, laut der Gebührenordnung, zwischen 40 und 70 Euro. Da die Kosten meist über den Bestatter abgerechnet werden, sind sie für die Angehörigen schwer nachzuvollziehen. Einige Ärzte berechnen deswegen sogar das vierfache und zusätzlich eine Wegepauschale von 20 Euro. Eine Kontrolle der Rechnung durch die Krankenkassen erfolgt nicht, da sie nach dem Tod nicht mehr für ihren Kunde zuständig sind. 
Kosten-Wildwuchs auf deutschen Friedhöfen
Aber auch die Behörden unseres Landes provozieren Kosten. So gibt es zum Beispiel den streng regulierten "Grabsteinrüttelungstest". Die Prüfung der Festigkeit muss mit einem kurzen Druck von genau 50 kg erfolgen. Da kein Mensch diese Genauigkeit leistet, wird der Rüttelungstest von einer speziellen Maschine durchgeführt. Kostenpunkt: 290 Euro! Eine weitere behördliche Unverschämtheit zeigt sich in der Ascheverstreuung-Vorschrift in Düsseldorf: Angehörige des Toten dürfen diese Arbeit nicht durchführen. Er hat ja nicht genügend Übung darin, die Asche gleichmäßig über die Wiese zu verstreuen. Ein "speziell" ausgebildeter städtischer Beamter muss angeheuert werden. Für seine halbstündige Tätigkeit entstehen den Hinterbliebenen Kosten in Höhe von weiteren 1 100 Euro.
Ideen zum Kostensparen
Michael Schomers nannte auch einige Tipps, wie man Bestattungskosten sparen kann. So können teure Sargkosten vermieden werden, indem der Sarg selber gebaut wird. Auch bei der Kleidung der Leiche gibt es starkes Einsparpotenzial. Anstatt das teure vom Bestatter angebotene Totenhemd zu wählen, sollten die Angehörigen dem Verstorbenen lieber seinen Lieblingspullover anziehen.
Einholen mehrere Angebote bei verschiedenen Unternehmen, empfiehlt der Referent ebenso. Bevor ein Bestatter aufgesucht wird, sollte man sich informieren, um eventuelle Preisfallen zu erkennen. Außerdem ist es sinnvoll, zum Beratungsgespräch eine Person mitzunehmen, die emotional nicht betroffen ist.
Von: Christoph Seifer
 

Ärzte zocken ab - überhöhte Rechnungen für Totenscheine

Nach der Gebührenordnung der Bundesärztekammer dürfen die Ärzte für die Durchführung der Leichenschau nach Gebührenziffer 100 für die Untersuchung eines Toten 14,47 Euro berechnen. Allerdings darf diese Summe „nach Aufwand) um das bis zu 3,5fache erhöht werden, d.h. maximal bis zu 51,00 Euro. Dazu darf nach §8 GOÄ ein Wegegeld berechnet werden, das von 3,58 Euro (bis zu 2 km) bis zu maximal 25,56 Euro (bis zu 25 Kilometer bei Nacht) beträgt. Mehr nicht!
Vor allem, so stellte die Bundesärztekammer klar, „keine Hausbesuchsziffer und deshalb auch keine Nacht- und Sonntagszuschläge ....und ebenso auch keine Formulargebühr“. Insgesamt darf also ein Totenschein höchstens 76,56 kosten. In der Praxis aber sieht das anders aus: dort werden durchschnittlich über 100 Euro,manchmal bis zu 200 Euro berechnet. Vielfach werden zusätzlich noch „Beratung“ oder Sonntags, Feiertags- oder Nachtzuschläge berechnet. Oder auch eine „Besuchs- oder Beratungsgebühr“. Die aber ist unzulässig, denn: Ein Toter kann nicht beraten werden. Daher darf sie nur dann abgerechnet werden, wenn der Patient noch gelebt hat, als der Arzt gerufen wurden. Oder man zumindest vermutete, dass der Patient noch lebte. Dann aber ist für diesen Teil noch die Krankenkasse zuständig.
Die Ärztekammern und andere Institutionen beschwerten sich zwar über dieses „empörende Unrecht“, sahen sich aber nach mehreren Gerichtsurteilen dazu gezwungen, von dieser Praxis, die vorher sogar von manchen Landesärztekammern empfohlen wurde, abgeraten.
Immer wieder werden überhöhte Rechnungen der Ärzte öffentlich. Der Grund: die Rechnungen werden nicht von den Krankenkassen übernommen sondern müssen von den Hinterbliebenen bezahlt werden, bzw. werden an den Bestatter gesandt, wo sie oft in der Gesamtrechnung als „Fremdkosten“ oder „Gebühren“ untergehen.
Eindeutige Abzocke, über die ein seriöser Bestatter seine Kunden informieren und vor der er sie schützen sollte
Michael Schomers im „Bestatterforum“ Oktober 2008
 

RBB

Polittalkshow "KLIPP & KLAR", Dienstag,  19.11.2008

Video: http://www.rbb-online.de/_/includes/multimediakonsole/mmkonsole_jsp/key=multimedia__8238544.html