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TODSICHERE GESCHÄFTE
Wie Bestatter, Behörden und Versicherungen
Hinterbliebene ausnehmen
ECON-Verlag 2007
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Zu Gast bei Johannes B. Kerner (ZDF) 18.10.2007 |
zusammen mit Dieter Hildebrandt, Roger
Willemsen
und Katja Thater |
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Zu Gast bei JBK am 18.10.2007
Welche Rolle spielen Lüge und Wahrheit im
täglichen Leben? Dieter Hildebrandt und Roger Willemsen gehen dieser Frage
auf den Grund. Weitere Gäste sind Katja Thater und Michael Schomers
"Die Lüge ist das Schmiermittel der Gesellschaft". Kabarettist Dieter
Hildebrandt (80) und Autor Roger Willemsen (52) gehen in ihrem
Buch und gleichnamigen Bühnenprogramm "Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort - Die
Weltgeschichte der Lüge" der Wahrheit um die Lüge auf den Grund. Woher kommt
sie? Welche Rolle spielt sie in Politik und Gesellschaft? Wie gehen die
beiden Autoren mit Wahrheit und Lüge privat um? Das "ungewöhnliche Paar" im
konstruktiven Dialog - mehr bei Kerner.
"Es gewinnt, wer am besten lügt". Katja Thater (40) ist Deutschlands
einzige Profi-Pokerspielerin. Als "Lady-Horror" bringt sie ihre meist
männlichen Mitspieler an den weltweiten Pokertischen ins Schwitzen. Über das
Geheimnis ihre Erfolges und wie man richtig Poker spielt, spricht die
"Poker-Lady" heute.
Wie Bestatter, Behörden und Versicherungen Geschäfte mit dem Tod machen.
Autor Michael Schomers (48) nimmt im Buch "Todsichere Geschäfte" die
Bestatterbranche unter die Lupe. Die Geschäftspraktiken mit dem Tod - ein
Jahr lang recherchierte der Journalist über Missstände, Tricks und
Preistreibereien von Bestattungs-Unternehmen.
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Scobel: Gespräch am
19.06.2008
Tiefer gelegt
Was tun mit den Toten? Mit einem Blick über den Sargdeckel
beziehungsweise den Urnenrand hinaus zeigt scobel
Bestattungsmethoden anderer Religionen und diskutiert Alternativen
aus Sicht von Philosophie, Religion, Psychologie, Ökologie und
Kulturanthropologie. Zu Gast im Studio sind Cordula Caspary, Thilo
Hofmann, Klaus Peter Schaal, Michael Schomers und Reiner Sörries.
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FRONTAL 9.10.2007
Teurer Tod - Abzocke im Trauerfall
von Olaf Kumpfert und Joe Sperling
In Deutschland sterben täglich mehr als 2.000
Menschen. Fast doppelt so viele Bestatter wollen daran verdienen. Und so
nutzen einige von ihnen schamlos die Trauer der Hinterbliebenen aus, um
kräftig abzukassieren. Peter Belting hat das Schicksal schwer getroffen:
Kurz nacheinander zwei Todesfälle im engsten Familienkreis. Belting ist
gezwungen, erst die Beisetzung seiner Schwägerin, dann wenig später die
Beerdigung seiner Mutter zu organisieren. Die Aufträge vergibt er an
unterschiedliche Bestatter.
Geschäft statt Pietät
Erst viel später vergleicht er die Rechnungen und traut seinen Augen
kaum: Für die zweite Bestattung hat er rund 700 Euro mehr bezahlt als
für die erste, obwohl die Leistungen der Bestatter fast gleich waren. Er
fühlt sich übers Ohr gehauen und beschwert sich beim Bundesverband Deutscher
Bestatter. Der gibt Belting Recht. Das Bestattungsunternehmen zahlt ihm
550 Euro zurück. Doch viele Betroffene merken erst gar nicht, dass sie
in ihrer Trauer kräftig abgezockt werden. Die Tricks einiger Bestatter
werden immer dreister. Das musste auch Gertraud Pfannendörfer erfahren.
Als ihre Mutter stirbt, ist sofort ein Bestattungsunternehmen zur
Stelle. Noch am Totenbett bekommt sie ein Angebot. Sie sei noch gar
nicht bei klarem Verstand gewesen, da habe der Bestatter schon vom
Geschäft geredet, erinnert sich Pfannendörfer.
Leistungen doppelt abgerechnet
Gertrud Pfannendörfer entscheidet sich für
einen preiswerten Sarg und erwartet daher, für die gesamte Bestattung
nicht mehr als 2.500 Euro zu zahlen. Als sie später eine Rechnung über
4.200 Euro in den Händen hält, trifft sie fast der Schlag. Der Bestatter
berechnet Leistungen, die er gar nicht erbracht hat, andere wiederum
sind gleich doppelt aufgeführt, wie zum Beispiel das Ausstellen eines
Totenscheins.
Der Bundesverband der Bestatter erklärt, hier handelt es sich lediglich
um ein paar Schwarze Schafe der Branche. Der Journalist und Buchautor
Michael Schomers dagegen weiß, dass das nicht stimmt. Vier Jahre lang
hat er als Angehöriger oder Praktikant getarnt hinter die Kulissen
mehrerer Bestattungsunternehmen geschaut und darüber ein Buch
geschrieben. Darin deckt er empörende Wahrheiten der Branche auf:
Bestatter versuchen mit allen möglichen Tricks teure Särge zu verkaufen,
Schlussrechnungen sind oft drei bis vier Mal so hoch wie das
Lockangebot.
Kundenfang mit Lockangeboten
Das bestätigt auch eine Stichprobe von Frontal21 mit versteckter
Kamera in mehreren Bestattungsunternehmen. Wir geben vor, die
Trauerfeier und Beisetzung des Bruders zu organisieren. Und tatsächlich
werden wir mit angeblichen Sonderangeboten geködert. So verspricht uns
ein Unternehmer eine Beisetzung für nur 490 Euro. Das ist ein unseriöser
Preis, der sich nicht realisieren lässt, erklären uns Experten. Doch was
die Bestattung am Ende wirklich kosten soll, wird uns verschwiegen.
In Zeiten tiefer Trauer sind Hinterbliebene häufig leichte Beute für
skrupellose Geschäftemacher, die gut davon leben wollen, dass andere
sterben.
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Pressestimmen:
Autor sieht große Versuchung zur Geschäftemacherei - Kampf um jede
Leiche
VON Stefan Sauer, 09.10.07
Viele Bestattungsunternehmen machen mit dem Tod gute Geschäfte. Buchautor
Michael Schomers hat ihnen auf die Finger geschaut. Todsichere Geschäfte"
lautet der Titel des Buches von Michael Schomers, das er am Dienstag
vorgestellt hat. Er beleuchtet darin die Geschäftspraktiken der
Bestattungsbranche.
Es geht um ein Geschäft mit sicherer Zukunft. Um mehr als 760 000
"Neukunden" Jahr für Jahr, die milliardenschweren Umsatz garantieren. Rund 4
000 Unternehmen, meist kleine Familienbetriebe, doch auch Mittelständler und
Konzerne, sind in der Branche tätig. Versicherungen mischen mit und
Kommunalverwaltungen. Denn das Geschäft mit dem Tod ist ein gutes Geschäft.
Zwölf Monate lang hat der Buchautor und Fernsehproduzent Michael Schomers
die Geschäftspraktiken der Bestattungsbranche recherchiert, hat Angebote
eingeholt, mit Versicherungsvertretern gesprochen und selbst in Betrieben
mitgearbeitet. "Wie überall gibt es neben vielen seriösen Anbietern kleinere
und größere Gangster im Bestattungswesen", sagt er. Nur dass "die Versuchung
zur Geschäftemacherei vielleicht ein bisschen größer ist als in anderen
Branchen". Vor allem die Vielzahl einzelner Dienstleistungen stiftet
Verwirrung und treibt die Endabrechnung oft in schwindelnde Höhen. Abholen
der Verstorbenen, Kühlung, Sargauswahl, Totenhemd, Umbettung, Ämtergänge,
Transport zur letzten Ruhestätte, Friedhofsgebühren, Grabdekoration,
Trauerrede, Feier - viele "Rundum-Sorglos-Pakete" hielten am Ende nicht, was
sie versprächen. Im Kleingedruckten fänden sich häufig allerlei
Zusatzkosten, Preissteigerungen würden nicht ausgeschlossen, Gebühren seien
nicht enthalten. Aus dem 680-Euro-Angebot eines Berliner
"Discount-Bestatters" seien am Ende 2 200 Euro geworden. Für die Großen der
Branche gelte die Devise: Wer zuerst die Leiche hat, der kriegt sie meist
auch in den Sarg. Das gehe etwa so: "Beim Einzug ins Pflegeheim wird die
Offerte unterbreitet: Wir übernehmen Ihr Kühlmanagement." Zu deutsch: Im
Falle des Ablebens garantieren wir Abholung und Kühlung der Leiche. Dabei
spekulierten die Unternehmen darauf, dass die Hinterbliebenen auch den Rest
der Dienstleistungskette dem Betrieb überantworten. Zumal bei
Nicht-Abschluss oftmals Stornogebühren anfielen.
Als weiteres "Massengeschäft" haben sich laut Schomers
Sterbegeld-Versicherungen mit angeschlossenen Bestattungsunternehmen
etabliert. Andere Ansparformen seien "weitaus günstiger", so der Buchautor.
Schließlich lange auch manche Kommune kräftig hin: In Düsseldorf etwa würden
für eine fünfminütige "Ascheverstreuung" durch einen städtischen
Angestellten mehr als 1 000 Euro berechnet, "weil das ein hoheitlicher Akt
ist". An das Ende seines Buches hat Schomers eine Check-Liste gestellt, die
seriöse von unseriösen Angeboten unterscheiden hilft. Im übrigen lautet sein
Tipp: Die Angehörigen können fast alles selbst in die Hand nehmen.
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STERN, 18.10.2007
Schmutzige Geschäfte mit dem Tod
Von Georg Wedemeyer
Täglich sterben in Deutschland über 2000 Menschen, um deren
Überreste sich rund 4000 Bestatter balgen. Der Autor Michael Schomers hat
verdeckt bei Bestattern gearbeitet - und haarsträubende Beispiele die
Abzocke der Branche gefunden.
Sterben ist bestimmt nicht leicht. Aber tot sein hat auch seine Tücken. Vor
allem ist es teuer, wenn man auf die Tricks der Bestattungsmafia
hereinfällt. Und man muss höllisch aufpassen, dass der Oma nicht Müll statt
Blumenschmuck in den Sarg gelegt wird. Keiner weiß das so gut, wie der
Journalist Michael Schomers. Der 58-Jährige hat ein halbes Jahr lang
verdeckt in der Bestattungsbranche recherchiert und über seine Erfahrungen
jetzt ein Buch geschrieben.
Undercover hat Schomers bei vier verschiedenen Firmen als Bestatter
angeheuert. Hat Leichen gewaschen, Tote in Särge gehievt, Krematorien
besucht und sogar mehrmals seine eigene Mutter sterben lassen - beinahe.
Immer wieder holte er von verschiedenen Bestattungsinstituten zum Schein
Angebote ein, wie die angeblich todkranke 81-jährige würdevoll aber
preisgünstig unter die Erde gebracht werden könnte. Das Ergebnis war im
Grunde immer gleich. Egal wie günstig das Lockangebot am Anfang auch war
("pauschale Erdbestattung für 680 Euro"), am Ende kamen mit allen
"Zusatzkosten" immer mehr als 2000 Euro heraus. Wer ahnt schon, dass bei der
Pauschale keinerlei Blumen dabei sind, und das billigste Blumenarrangement
dann immerhin 130 Euro kostet "zuzüglich An- und Abfahrt des Floristen".
Natürlich sind auch noch keine Friedhofsgebühren dabei (450 - 1000 Euro),
keine Leichenschau (100 Euro), keine Grabmiete (180 - 2500 Euro), kein
Trauerredner (180 Euro), keine Sargträger (150 Euro), keine "Feierbetreung"
(38 Euro), keine "Hausabholung mit Kühlkosten" (280 Euro plus 60 Euro je
Tag) und so weiter. So läppert sich das bei den Billiganbietern ("Bestattungs-Discount")
schnell auf die gleiche oder sogar eine höhere Summe zusammen, wie bei der
angeblich teuren Konkurrenz. Michael Schomers Rat: "Immer einen ganz genauen
Kostenvoranschlag machen lassen."
Als Leichenwäscher und Einsarger machte Schomers ähnlich unerfreuliche
Erfahrungen. Gang und gäbe ist es, die Gummihandschuhe, mit denen die
Leichen angefasst werden, mit ihnen zusammen zu beerdigen. Auch
Plastikfolien, in die die Leichen in Kühlkammern eingewickelt sind, werden
einfach unter die Toten im Sarg geschoben. Mit alten Kleidern und
Nachthemden werden die Seiten gepolstert, das Verpackungsmaterial des
Totenhemdes findet regelmäßig auch noch Platz. Sogar normaler Hausmüll soll
schon als Grabbeigabe gedient haben, was Schomers allerdings nicht selbst
erlebt hat.
Verdient wird im Bestattungsgeschäft besonders an den Särgen. Sie kosten die
Beerdigungsprofis im Einkauf meist nur ein Zehntel des Verkaufspreises und
wer Pech hat, zahlt zwar gute Eiche, bekommt aber nur billige Kiefer. Der
Umtausch von teuer gegen billig kurz vor der Überführung ins Krematorium
wird von vielen Insidern bestätigt.
Weil es auch anderen nicht verborgenen geblieben ist, wie viel Geld mit
Hingeschiedenen zu machen ist und weil der Konkurrenzkampf um die letzte
Ruhe immer härter wird, wird in dem Gewerbe auch kräftig geschmiert.
Schließlich sterben in Deutschland jeden Tag rund 2000 Menschen, um deren
Überreste sich rund 4000 Bestatter balgen. Da wird es tunlichst nicht dem
Zufall überlassen, welchen Weg eine Leiche als lukratives Beerdigungsobjekt
nimmt.
So manche Nachtschwester im Krankenhaus bekommt Geld, je nachdem welchen
Bestatter sie anruft. So manche Pflegerin im Altenheim macht es genauso.
Sogar Kriminaler haben schon für die Vermittlung von "Amtsleichen" die Hand
aufgehalten. Manchmal schließen die Bestatter auch gleich Provisionsverträge
für das "Leichenhandling" mit den Häusern ab. Der Bestatter selbst kassiert
mitunter vom Krematorium, das er vorschlägt. Oder vom Floristen. Oder vom
Drucker der Todesanzeigen. Dreimal darf man raten, wer den Ringelreihen der
gegenseitigen Begünstigungen am Ende bezahlen muss.
Letztlich aber will Michael Schomers nicht eine ganze Branche verteufeln. Es
gebe dort auch gute Dienstleistung, die eben auch gutes Geld koste. Er will
Mut machen zu einer neuen Bestattungskultur. "Lassen wir uns das nicht mehr
gefallen, wenn uns dubiose Bestatter pompöse Särge aufschwatzen und uns
Behörden vorschreiben wollen, wie wir zu trauern haben", lautet der letzte
Satz seines Buches. Mitteldeutsche Zeitung, 18.10.2007
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Kölner Stadtanzeiger, 9.10.2007
Der Tod ist ein sicheres Geschäft
Es geht um ein Geschäft mit sicherer Zukunft. Um
mehr als 760 000 „Neukunden“ jährlich, die milliardenschweren Umsatz
garantieren. Rund 4000 Unternehmen sind in der Bestattungsbranche tätig.
Versicherungen mischen mit und Kommunalverwaltungen. Zwölf Monate lang hat
der Autor und Fernsehproduzent Michael Schomers die Geschäftspraktiken
recherchiert, Angebote eingeholt, mit Versicherungsvertretern gesprochen und
in Betrieben gearbeitet. „Todsichere Geschäfte“ heißt sein Buch, das in
Berlin vorgestellt wurde. Wie überall gebe es neben vielen seriösen
Anbietern „kleinere und größere Gangster“ im Bestattungswesen, sagt
Schomers.
Nur dass „die Versuchung zur Geschäftemacherei vielleicht ein bisschen
größer ist als in anderen Branchen“. Vor allem die Vielzahl an einzelnen
Dienstleistungen stiftet Verwirrung und treibt die Endabrechnung nicht
selten in schwindelnde Höhen. Abholen der Verstorbenen, Kühlung, Auswahl des
Sarges, Totenhemd, Umbettung, Ämtergänge, Transport zur letzten Ruhestätte,
Friedhofsgebühren, Grabdekoration, Trauerrede, kleine-Feier-große-Feier -
viele „Rundum-Sorglos-Pakete“ hielten am Ende nicht, was sie versprächen,
berichtet Schomers. Im Kleingedruckten fänden sich häufig allerlei
Zusatzkosten, Preissteigerungen würden nicht ausgeschlossen, Gebühren seien
nicht enthalten. Aus dem 680-Euro-Angebot eines Berliner
„Discount-Bestatters“ seien am Ende 2200 Euro geworden.
Für die Großen der Branche gelte die Devise: Wer zuerst die Leiche hat, der
kriegt sie meist auch in den Sarg. Das gehe etwa so: „Beim Einzug ins
Pflegeheim wird die Offerte unterbreitet: Wir übernehmen Ihr
Kühlmanagement.“ Zu deutsch: Im Falle des Ablebens garantieren wir Abholung
und Kühlung der Leiche. Dabei spekulierten die Unternehmen darauf, dass die
Hinterbliebenen auch den Rest der Dienstleistungskette dem Betrieb
überantworten.
Als weiteres „Massengeschäft“ haben sich laut Schomers
Sterbegeld-Versicherungen mit angeschlossenen Bestattungsunternehmen
erwiesen. Dabei seien andere Ansparformen „weitaus günstiger“. Auch manche
Kommune lange kräftig hin: In Düsseldorf etwa würden für eine fünfminütige
„Ascheverstreuung“ durch einen städtischen Angestellten mehr als 1000 Euro
berechnet, „weil das ein hoheitlicher Akt ist“. Von Stefan
Sauer, 9.10.2007
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Bonner
Rundschau, 22.10.2007
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Berliner Literaturkritik,12.6.08
Im Trauerfall
abgezockt –Michael Schomers’ „Todsichere Geschäfte“
Auch im Bestattergewerbe hat die Zeit der großen
Konzerne mit ihren zahlreichen Geschäftsstellen begonnen
„Wir regeln das alles für Sie“, bietet
der Bestatter den Hinterbliebenen an. ‚Alles’ umfasst den Sarg, die Anzeige
in der Zeitung, die Trauerfeier, die Beerdigung, die Behördengänge, das
Ausfertigen der amtlichen Bescheinigungen und das Stellen einer mehrere
tausend Euro umfassenden Rechnung. Doch während bei dem Kauf einer Küche
vorher lange überlegt und verschiedene Angebote miteinander verglichen
werden, wird bei dem Bestatter einfach, wenn der oft nicht sehr
überraschende Todesfall eintritt, jemand genommen. Denn viele Menschen
befassen sich mit diesem Aspekt – und auch vielen anderen – des Sterbens
nicht. Es gibt natürlich seriöse Bestatter, aber auch viele Geschäftemacher
und einen expandierenden Konzern in dieser Branche.
Michael Schomers, der in den vergangenen
Jahren undercover Parteimitglied bei den „Republikanern“ und Fernfahrer von
Gefahrgut-Tankzügen war, recherchierte für sein neuestes Buch in diesem
verschwiegenen Berufsstand. Dafür arbeitete er auch als Bestatter. Diese
Erfahrungen des schnellen und lieblosen Abfertigens von Toten hat er im
ersten Teil von „Todsichere Geschäfte“ aufgeschrieben. Gerade bei
Sozialbestattungen wird nicht auf die Würde des Toten geachtet: „Der
Nächste, bitte. Leichnam aus dem Kühlraum holen, in den Sarg legen, Kleider
zerschneiden, Totenhemd, Decke, Sargdeckel zu. Es geht wie am Fließband.“
Diese Fließbandarbeit setzt sich vor
allem bei Verbrennungen fort. Inzwischen werden Verbrennungen auch oft im
billigeren Ausland gemacht. Einige Bestatter geben den Hinterbliebenen auch
hilfreiche Tipps, wie sie – vorbei an den deutschen Bestattungsgesetzten –
an die Asche des Verstorbenen kommen. Sie bieten dafür regelmäßige
Besichtigungsfahrten in Krematorien an.
Während kleine Bestattungsunternehmen
ihre Marktnische suchen, hat auch im Bestattergewerbe die Zeit der großen
Konzerne mit ihren zahlreichen Geschäftsstellen begonnen. Das Berliner
Traditionsunternehmen Ahorn-Grieneisen AG, mit über 200 Filialen in
Deutschland, wird in „Todsichere Geschäfte“ von Schomers gerade wegen seines
dubiosen Geschäftsgebarens mehrmals erwähnt.
Grieneisen versucht zunehmend Verträge
mit Krankenhäusern und Altenheimen abzuschließen, damit es im Trauerfall
benachrichtigt wird und die Bestattung machen kann. Das lassen sich die
Vertreter im Zweifelsfall auch etwas kosten. Sie bieten, nach dem Wegfall
des staatlichen Sterbegeldes, zusammen mit der Versicherung IDEAL eine für
die Versicherten nicht lohnende Sterbegeldversicherung an. Die
Beratungsgespräche scheinen eher ein Fall für das Kabarett zu sein. Schomers
ließ sich bei seinen Recherchen auch mehrfach von verschiedenen Bestattern
beraten. Dabei stellte er immer wieder fest, dass die als günstig beworbenen
Angebote letztendlich nicht so günstig waren. Oft werden Kosten verschwiegen
oder nebulös ausgedrückt.
Nach einem konzentrierten Einblick in
die Arbeit von Bestattern ufert die zweite Hälfte von Schomers’ „Todsichere
Geschäfte“ teilweise zu einer Sammlung von Anekdoten und Beispielen für
behördlichen Irrsinn aus. Dann geht es um die Frage, ab welchem Gewicht
Totgeburten als Menschen zählen, denen ein Begräbnis gestattet wird, über
die Friedhofsordnungen von verschiedenen Kommunen, Sterbegeldversicherungen
und alternative Bestattungsformen.
Insgesamt ist „Todsichere Geschäfte“ von
Michael Schomers eine lohnende Lektüre. Sie bietet einen konzentrierten
Einblick in eine verschwiegene Branche und den teilweise durch Bestatter und
Kirchen forcierten bürokratischen Irrsinn. Gleichzeitig fordert Schomers
immer wieder – zu Recht – zu einem bewussten und eigenständigen Umgang mit
dem Tod von Angehörigen auf und führt aus, wie das auch in Deutschland
möglich ist.
Von AXEL BUSSMER - © Die Berliner Literaturkritik, 12.06.08
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TAZ 15.11.2007
Der Tod ist zu teuerMichael Schomers Werk über die Bestattungsbranche ist kein
Enthüllungsbuch, sondern vielmehr ein praktischer Ratgeber inklusive
"Checkliste für den Todesfall".
VON STEPHAN LOICHINGER
Der Tod ist populär. Im deutschen Fernsehen lief mit Erfolg "Six Feet Under",
eine Serie über eine Bestatterfamilie in Los Angeles. Das aktuelle
taz-Journal thematisiert den Tod. Im hessischen Fernsehen diskutierte man
neulich eine Stunde lang über angemessene Formen der Bestattung. Und im Econ
Verlag erschien gerade Michael Schomers' Buch "Todsichere Geschäfte" über
die Bestattungsbranche. Die darin wiederholte Klage, der Tod sei ein
Tabuthema, klingt eher nach dem ewigen Klischee vom Tabuthema Tod. Sicher
wird etwa über Kinderbetreuung mehr diskutiert. Doch auch im Umgang mit den
Toten zeichnet sich ein gesellschaftlicher Paradigmenwechsel ab.
Recht hat Schomers mit seinem Appell, man möge rechtzeitig mit seinen
Angehörigen die erwünschte Art der Bestattung besprechen und sich über seine
Möglichkeiten informieren. Direkt nach einem Todesfall haben die
Hinterbliebenen dazu keine Zeit - und nicht die Nerven. Das ist das
Herzensanliegen des Autors: "Jeder muss seine ganz persönliche Form der
Trauerbewältigung finden und die Möglichkeit bekommen, sie frei von
bürokratischen Vorschriften auszudrücken. Mein Buch will nicht nur
Missstände aufzeigen. Es will auch Mut machen, seine Vorstellungen von
Trauer durchzusetzen."
Zwei Gegner auf dem Weg dorthin hat Schomers bei seinen teils verdeckt
geführten Recherchen ausgemacht: einerseits das Gros der
Bestattungsunternehmen, andererseits die Friedhofsverwaltungen sowie die
unterschiedlichen Bestattungsgesetze der Länder. Bei Bestattern wie
Verwaltungen vermisst der Autor oft Pietät gegenüber den Toten, auch wenn
diese als Motiv allen Handelns stets angeführt werde. Ältere Menschen mit
Interesse an Vorsorgeverträgen oder trauernde Angehörige müssen sich zudem
oft entmündigt fühlen, es sei denn, sie geraten an einen mitfühlenden
Bestatter. Solche fand Schomers aber gerade in Großstädten kaum.
Als angeblich Betroffener hat er sich von Bestattern beraten lassen und
konnte so nachweisen, dass sie in erster Linie Geld verdienen wollen - sei
es mit undurchsichtigen Pauschalangeboten, abnormen Zuschlägen beim
Verkaufspreis der Särge oder indem sie verschweigen, dass Tote auch zu Hause
aufgebahrt werden dürfen. Der Markt ist genauso hart umkämpft wie in jedem
anderem Gewerbe. Da es um Sterbende und um trauernde Hinterbliebene geht,
bleibt freilich ein schaler Nachgeschmack, wenn Schomers
den Verdacht nahelegt, Bestattungskonzerne bemühten sich intensiv um
Patientendaten aus Krankenhäusern und Altenpflegeheimen, um möglichst viele
Vorsorgeverträge abzuschließen.
Andererseits darf man sich empören, aber kaum wundern, dass in Kliniken die
Prosektur, die Leichenaufbewahrung, oft nahe bei den Müllcontainern liegt.
Und natürlich stimmt zudem: "Friedhöfe sind auch Wirtschaftsunternehmen. Und
da fängt das Problem an", wie Schomers schreibt. Zumal es in Deutschland als
einzigem Land in Europa den sogenannten Friedhofszwang gebe.
Der Autor nennt Zahlen, wonach die Mehrheit der Deutschen es akzeptieren
würde, begrübe der Nachbar die Asche eines Angehörigen im Garten. Er nennt
den "Friedhofsrebellen" Bernd Bruns, der es dank eines "Umwegs" über die
Niederlande geschafft hat, den Friedhofszwang auszuhebeln. Und er nennt die
Argumente der Friedhofsverwaltungen, die angemessene Totenruhe nur auf ihren
äußerst reglementierten Anlagen gewahrt sehen, es aber zum Beispiel
zulassen, dass neue Wege über den Gebeinen von Toten verlegt werden.
Michael Schomers berichtet von bornierter Bürokratie und unverschämt teuren
Gebühren für Extraleistungen auf deutschen Friedhöfen, doch auch von
individuelleren und bereits nach heutigem Recht möglichen Bestattungsformen.
Seine Sympathie gehört etwa dem Bestatter Fritz Roth, der in
Bergisch-Gladbach Deutschlands ersten privaten Urnenfriedhof eingerichtet
hat. Die Grabsteine müssen dort nicht die Maße 60 mal 120 Zentimeter
einhalten, sondern dürfen nach Wunsch gestaltet sein.
Das Buch legt trotz seines mitunter spekulativen Duktus nicht so sehr
Skandale offen, vielmehr ist es ein Ratgeber inklusive "Checkliste für den
Todesfall" und Richtpreisen für einzelne Bestatterleistungen. Es kann dazu
beitragen, dass sich mehr Menschen bewusster und rechtzeitig über die Form
ihrer letzten Ruhestätte Gedanken machen - auch als Dienst an den
Hinterbliebenen.
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WDR Servicezeit
Familie: 27.2.2008, 18.20-18.50 Uhr
Wiederholung: Mittwoch, 23.10.2008 18.20-18.50 Uhr
Ein Todesfall – und viele Probleme
Was ist zu tun, wenn ein Angehöriger stirbt?
Ein Film von Michael Schomers
Kamera: Martin Schomers, Goran Markovic-Schomburg
Ton: Timo Schüler, Ramon Nils Schomers
Schnitt: Nils Schomers
Produktion: pickup Medien, Köln
Tips:
Ein Mensch ist gestorben. Für die Hinterbliebenen bricht oft eine Welt
zusammen. Die Gedanken kreisen um den geliebten Menschen, alles andere
verliert an Bedeutung. In solch einer Situation brauchen die Trauernden
Trost und Zuspruch. Aber dafür bleibt nach einem Todesfall nur wenig Zeit,
denn jetzt muss vieles organisiert werden, es muss entschieden und gehandelt
werden. Nach einem Todesfall werden die Hinterbliebenen mit vielen Fragen
konfrontiert, mit denen sie sich meistens noch nie auseinandergesetzt haben.
Im Folgenden deshalb einige Tipps.
Sie dürfen den Sarg selbst bauen
Sicherlich nicht jedermanns Sache, aber es ist gesetzlich erlaubt, den
Sarg selber zu bauen. Der Bestatter Fritz Roth erzählt, dass vor allem bei
Kindersärgen Eltern dies zunehmend tun. Eine wirklich gute Form der
persönlichen Abschiednahme und Trauerverarbeitung.
Sie können den Sarg selbst gestalten
Es muss kein aufwendiger, teurer Sarg sein. Viele Bestatter haben
natürlich ein Interesse daran, solche zu verkaufen, die bis zu 10.000 Euro
kosten, weil sie daran mehr verdienen. Ein einfacher Sarg reicht aber völlig
aus, vor allem bei einer Feuerbestattung.
Finden Sie Ihre ganz persönliche Form der Trauer
Wichtig ist, dass Sie sich ganz genau überlegen, wie die Bestattung
ablaufen soll. Ihre Vorstellungen sollten Sie dann mit dem Bestatter
besprechen. Lassen Sie sich nicht abwimmeln, vor allem nicht mit Hinweisen
wie „Das ist nicht üblich“, „Das machen wir hier anders“ oder Ähnlichem.
Setzen Sie Ihre Vorstellungen durch. Wenn der Bestatter das nicht will,
gehen Sie und suchen Sie sich einen anderen. Vielleicht überlegt es sich der
Bestatter bei der Ankündigung, dass Sie zur Konkurrenz gehen, dann doch noch
einmal. Denn Sie sind derjenige, der bestimmt, was gemacht wird. Der
Bestatter ist Dienstleister, der entweder Ihren Vorstellungen folgt oder den
Auftrag eben nicht bekommt
In den Niederlanden und Belgien bekommen Sie die Urne ausgehändigt
In keinem anderen Land in Europa existiert der „Friedhofszwang“, das
heißt, die Asche der Verstorbenen muss in Deutschland auf einem Friedhof
beigesetzt werden. Aber mittlerweile bieten die meisten Bestatter auch die
Einäscherung in den Niederlanden, Belgien oder einem anderen Land an. Dort
bekommen die Angehörigen dann die Urne ausgehändigt. Inzwischen sind nach
Schätzungen bereits mehr als 30.000 Urnen auf diesem Weg wieder nach
Deutschland zurückgebracht worden. Der andere Weg: Nach der Einäscherung in
einem deutschen Krematorium beantragen die Angehörigen bei einem deutschen
Krematorium, die Urne für eine (angebliche) Auslandsbestattung in ein
niederländisches Krematorium zu schicken. In den Niederlanden fragt dann
niemand mehr danach, was die Angehörigen mit der Urne machen. Übrigens:
Bernd Bruns hat schon vielen Angehörigen bei diesem Umweg geholfen. Er hat
vor ein paar Jahren – sozusagen als „Aschekurier“ – für Angehörige (mit
Vollmacht) deren Urnen in den Niederlanden abgeholt. Zuvor hatte er sie
anonymisiert, das heißt, Keramiktäfelchen und den Namensaufkleber entfernt,
damit die Urne bei einer eventuellen Beschlagnahmung an der Grenze nicht
identifizierbar ist. Dann transportierte er sie zurück nach Deutschland.
Irgendwann wollte es Bruns genau wissen und erstattete Selbstanzeige bei der
Düsseldorfer Staatsanwaltschaft: „Sehr geehrte Damen und Herren, ich bin
fest entschlossen, mit humanitärer Motivation sowie ohne Entgelt vorsätzlich
und fortgesetzt handelnd, folgende Tatbestände zu realisieren: Rückführung
von Aschen deutscher Verstorbener, die nach deutschem Bestattungsrecht legal
zur Einäscherung in niederländische Krematorien überführt wurden, in das
Rechtsgebiet des Landes Nordrhein-Westfalen, im Auftrag und mit Vollmacht
ihrer Angehörigen, die in Nordrhein-Westfalen das Recht der Totensorge
ausüben. Um höchst vorsorglich eine spätere Identifizierung und Zuordnung
der Aschen und in Folge mögliche Beschlagnahmen zum Zwecke ihrer
Zwangsbeisetzung auf einem Friedhof durch deutsche Behörden zu
verunmöglichen, werde ich zuvor – noch auf niederländischem Staatsgebiet –
die Plakette des niederländischen Krematoriums entfernen. Die Aschen werde
ich alsdann in Nordrhein-Westfalen – dem letzten Willen der Verstorbenen
entsprechend – entweder den Angehörigen wunschgemäß zum Zwecke ihrer
ehrenvollen Aufbewahrung im Privatbereich (Wohnzimmerschrank) übergeben oder
auf dem Privatgelände der Angehörigen verstreuen oder beisetzen.“
Die Antwort der Staatsanwaltschaft ließ nicht lange auf sich warten. Am 16.
Februar 1999 wurde Bernd Bruns unter dem Aktenzeichen 230 Js 55/99 „nach
eingehender Prüfung des (...) geschilderten Vorhabens“ Folgendes mitgeteilt:
„In rechtlicher Hinsicht kann ich Ihnen mitteilen, dass Ihr geplantes
Verhalten zwar verbotswidrig, jedoch nicht strafbar ist (...). Wenn Sie nun
entsprechend Ihrer Ankündigung handeln, verstoßen Sie gegen die genannten
Vorschriften. Mangels einer Strafandrohung oder andersartiger Sanktionen in
den genannten Bestimmungen oder weiteren Strafgesetzen wäre Ihr Verhalten
jedoch strafrechtlich nicht relevant. Ich habe deshalb das Verfahren gegen
Sie eingestellt.“
Der Bestatter kann für Sie alle Formalitäten erledigen
Nach einem Todesfall sollten Sie zunächst genau überlegen, wie die
Bestattung ablaufen soll – eventuell auch im Gespräch mit einem sachkundigen
Bestatter. Vor allem sollten Sie überlegen, was Sie selbst machen wollen und
was der Bestatter machen soll. Im Prinzip können Sie fast alles selbst
machen, wenn Sie wollen. In keinem Bundesland besteht die Pflicht, einen
Bestatter zu beauftragen. Auch wenn ein Angehöriger gestorben ist, ist er
doch immer noch ein vertrauter Mensch, den man liebt. Und es gibt keinen
Grund, nicht selbst dem Toten die Augen zu schließen.
Selbstverständlich kann man auch den Toten selbst anziehen. Viele Menschen
haben Angst vor Toten. Vor allem deshalb, weil immer noch die merkwürdige
Vorstellung vom Leichengift umhergeistert, das sich angeblich unmittelbar
nach dem Eintritt des Todes bildet. Man muss es klipp und klar sagen: Das
sogenannte Leichengift gibt es nicht. Wenn es das gäbe, dürften wir auch
kein Fleisch essen. Natürlich beginnt mit dem Tod die Zersetzung des
Körpers, zum Beispiel durch die Eiweißfäule oder durch bakterielle
Zersetzung, Vorgänge, die auch für den zunehmenden Verwesungsgeruch von
Leichen verantwortlich sind. In früheren Zeiten wurden in Kriegen oft
Leichen in Brunnen oder Seen geworfen, um das Wasser zu vergiften, aber die
krank machenden Ursachen waren bestimmte Krankheitserreger (zum Beispiel
Pestbazillen), nicht aber ein Leichengift. Es gibt also absolut keinen
Grund, den Toten nicht anzufassen und ihn nicht zu versorgen oder den
Leichnam nicht selbst für die Bestattung vorzubereiten. Man kann sich sogar
einen eigenen Sarg beschaffen, entweder von einem Tischler bauen lassen oder
selbst bauen. Ein paar Bretter genügen, es gibt keine vorgeschriebene Form.
Und preiswerter als bei den Bestattern ist das allemal. Auch die
Organisation der Bestattung, die Trauerfeier, die notwendigen Behördengänge
oder den Erwerb einer Grabstelle bei der örtlichen Friedhofsverwaltung
können die Angehörigen selbst regeln. Grundsätzlich sollte man aber
bedenken, dass die Arbeit des Bestatters – wie jede Dienstleistung – eine
große Entlastung ist. Gerade in einem solchen Moment ist es sicherlich auch
gut, wenn jemand da ist, der weiß, was und wie alles zu tun ist und der
einem diese Arbeiten abnimmt. Denn man braucht auch Zeit, Zeit, sich zu
verabschieden, Zeit, mit seinen Gefühlen, Gedanken und Erinnerungen
zurechtzukommen. Wenn man diese entlastende Dienstleistung in Anspruch
nimmt, muss man sie natürlich auch entsprechend bezahlen. Wenn der Bestatter
sich um alles kümmert, hat er bei jedem Todesfall circa 15 bis 20 Stunden
Arbeit, die bezahlt werden müssen. Rechnet man einen Stundensatz von circa
60 Euro, kommen 1.000 bis 1.500 Euro alleine für die Bestatterdienstleistung
zusammen.
Schließen Sie wichtige Dokumente nicht weg
Nach Eintritt des Todesfalls werden einige Dokumente benötigt, so zum
Beispiel das Stammbuch. Daher ist es wichtig, dass diese Unterlagen nicht im
Banktresor oder Schließfach versteckt sind, denn da kommt zunächst keiner
dran. Bei einer Bank zum Beispiel benötigen Sie aber einen Erbschein. Also:
Legen Sie alle wichtigen Unterlagen wie Stammbuch, Geburts-, Heirats- und
Scheidungsurkunden so bereit, dass Ihre Angehörigen sie ohne Probleme finden
können. Dazu sollten Sie einen Zettel legen, auf dem wichtige Angaben sind,
wie beispielsweise Krankenkasse, Rentenkasse, Kontonummern, Abonnements,
Vermieter etc. Am allerbesten ist es, wenn Sie gemeinsam mit Ihrer Familie
Vorsorge treffen, also in einem Gespräch in der Familie (beispielsweise mit
den Eltern oder Großeltern) zusammen über die Bestattung sprechen und alles
festlegen.
Prüfen Sie auch die Friedhofsgebühren im Umland
Die Friedhofsgebühren sind fast überall in den vergangenen zehn Jahren
explodiert. Dabei sind die Unterschiede an verschiedenen Orten riesengroß.
Während zum Beispiel in Bielefeld auf den Stadtteilfriedhöfen ein
Erdwahlgrab 2.910 Euro kostet, zahlen die Hinterbliebenen im 25 Kilometer
entfernten Harsewinkel für die gleiche Leistung nur 245,42 Euro. Für die
Grabnutzungsgebühren zahlt man in Bielefeld bei einem Erdwahlgrab 1.870
Euro, in Harsewinkel nur 314,45 Euro. Zusammen macht das einen Unterschied
von 4.220,13 Euro aus. In Heinsberg betragen die Kosten für Grabnutzung und
Bestattung bei einem Erdreihengrab für 50 Jahre Nutzung nur 425 Euro,
während man im 30 Kilometer entfernten Arnsberg für eine Nutzungsdauer von
30 Jahren 3.539 Euro zahlen muss. In Hessen ist der Spitzenreiter Kelkheim.
Für ein Wahlgrab inklusive Bestattung werden dort sogar stolze 5.880 Euro
fällig.
Dass auch anonyme Urnengräber nicht unbedingt preisgünstig sein müssen,
zeigt sich an den Gebühren in Arnsberg, wo 2.228 Euro verlangt werden,
während dafür in Swistal nur 120 Euro fällig werden. Eines der frechsten
Beispiele ist Marl. Auch dort sind seit 2003 die Gebühren drastisch
gestiegen, so zum Beispiel für ein Reihengrab um 209 Prozent, in der
Urnenwandkammer um 183 Prozent, die Bestattungsgebühren in Grabkammern um
238 Prozent, diejenigen von Urnen sogar um 321 Prozent.
Spitze der Preissteigerung ist die Gebühr für die Öffnung von
Urnenwandkammern (also die Bestattung): Sie stieg von 25 Euro im Jahr 2003
auf 292 Euro, das entspricht einer Steigerungsrate von sage und schreibe
1.068 Prozent. „Die Kosten sind so explodiert, dass Otto Normalverbraucher
oder Rentner keine Chance mehr haben, eine anständige Bestattung zu
finanzieren“, sagt der Marler Bestatter und Gärtnermeister Andreas Gehron,
der auf seiner Internetseite die Gebühren verschiedener Städte im Ruhrgebiet
miteinander verglichen hat.
Die Begründung der Kommunen ist immer die gleiche: die Kostendeckung. In
Marl wurde argumentiert, die Gebühreneinnahmen für die städtischen Friedhöfe
hätten in den Jahren 2005 und 2006 um rund 279.000 Euro unterhalb der
erwarteten Einnahmen gelegen. Hauptgrund sei der enorm gestiegene Anteil an
Feuerbestattungen, die in den kostengünstigeren Grabarten mit kürzeren
Ruhefristen erfolgen. Daher sei eine Anpassung der Gebühren zwingend gewesen
– ein Teufelskreis.
Die Verbraucherinitiative Aeternitas untersucht regelmäßig die
Friedhofsgebühren, dort können Sie sich informieren. Ansonsten sollten Sie
einfach bei verschiedenen Friedhöfen im Umland anrufen und nachfragen.
Sie können Ihren Toten auch im Leichentuch bestatten
Das Bestattungsgesetz in NRW sieht keinen Sargzwang mehr vor, das heißt,
im Prinzip darf man sich auch im Leichentuch bestatten lassen. Allerdings
können die Friedhöfe andere Regelungen festlegen. Sie sollten sich vorher
mit dem Friedhof in Verbindung setzen.
Sie dürfen Ihren Toten zu Hause aufbahren
Einer Umfrage zufolge waren beispielsweise in einem Landkreis in
Rheinland-Pfalz 90 Prozent der Menschen der Meinung, eine Hausaufbahrung sei
rechtlich überhaupt nicht mehr möglich. Gleichzeitig meinten aber 80 Prozent
der Befragten, eine bewusste Abschiednahme im Rahmen einer Hausaufbahrung
sei sehr wichtig. Um es ganz deutlich zu sagen: Es ist ohne Weiteres
möglich, das verstorbene Familienmitglied zu Hause einzusargen und dort –
auch für mehrere Tage – aufzubahren. Während zum Beispiel in den
Niederlanden ein verstorbenes Familienmitglied ohne Probleme fünf Tage
aufgebahrt werden kann, schreiben die Bestattungsgesetze in Deutschland in
der Regel Folgendes vor: „Jede Leiche ist innerhalb von 36 Stunden in eine
Leichenhalle zu überführen. Es ist aber durchaus möglich, bei der
Ordnungsbehörde eine Verlängerung dieser Frist zu beantragen. Auf Antrag
eines Angehörigen kann die örtliche Ordnungsbehörde die Aufbewahrung der
Leiche im Sterbehaus oder an anderer Stelle genehmigen, wenn durch
ärztliches Zeugnis bescheinigt wird, dass Bedenken hiergegen nicht
bestehen.“
Leider ist die Hausaufbahrung heutzutage so gut wie überhaupt nicht mehr
üblich, zumindest in den Städten. Sie kommt allenfalls noch in ländlichen
Regionen vor, wo die traditionelle Art der Bestattung noch nicht ganz in
Vergessenheit geraten ist. Vorgeschrieben ist, dass dafür ein eigener Raum
vorhanden ist, der „nicht gleichzeitig zu Wohn-, Schlaf-, Arbeits- oder
Wirtschaftszwecken genutzt“ wird. Aber das sollte nicht das Problem sein. Zu
Hause kann man so Abschied nehmen, wie das früher überall üblich war. Wer
will, kann sich zu dem Toten setzen und an schöne, aber auch an weniger
schöne, schwierige Zeiten und Erlebnisse denken, ihm vielleicht noch das
sagen, was man nie hatte sagen können und immer einmal sagen wollte. Hier
ist Zeit, sich wirklich und ganz persönlich in einer sehr würdevollen und
schönen Art zu verabschieden.
Dass die Tradition der Hausaufbahrung fast vergessen ist, ist zum Teil auch
den Bestattern zu verdanken. Da gibt es welche, die auf ihrer Internetseite
schreiben, mit dem Bau der städtischen Leichenhalle habe man sich „von der
bisherigen nicht gerade hygienischen Form der Hausaufbahrung abgewandt
(...). Die Hausaufbahrung gehört somit der Vergangenheit an. Die
Begräbnisfeier (Aufbahrung, Einsprengen, Betstunde und Seelenmesse) wird
seither in der Aufbahrungshalle abgehalten.“ Gleichzeitig empfiehlt dieser
Bestatter natürlich seine eigene Trauerhalle. In den vergangenen Jahren
haben viele Bestatter eigene Abschiedsräume oder sogar Kapellen gebaut. Der
Grund dafür ist bei den meisten ein finanzieller: Man möchte das Geld, das
vorher an die Kommune floss, gern in die eigenen Taschen leiten.
Eine Hausaufbahrung ist auch dann möglich, wenn jemand im Krankenhaus oder
Pflegeheim verstorben ist. Auch wenn der Tote aus irgendwelchen Gründen
bereits in einen Kühlraum gebracht oder sogar eingesargt wurde, kann man
darauf bestehen, ihn nochmals nach Hause zu fahren und dort aufzubahren.
Sprechen Sie mit dem Bestatter darüber, wenn Sie Ihren Verstorbenen länger
zu Hause behalten wollen. Ein guter Bestatter wird Wege finden und sich
nicht sklavisch an die zum Teil unsinnigen Vorschriften halten.
Sie dürfen Ihrem Toten seine eigene Kleidung anziehen
Eigentlich ist es eine alte Tradition: Jeder Mensch hatte sein
Hochzeits- und sein Sterbegewand, das in einer Truhe (zum Beispiel mit der
Aussteuerwäsche) bereitlag. Das Totenhemd war etwas ganz Besonderes, oft mit
viel Mühe hergestellt. Heute ist diese Tradition vergessen, aber es ist
immer noch vielfach üblich, dass der Verstorbene in ein Totenhemd gekleidet
wird. Diese gekauften Totenhemden sind in der Regel fürchterlich. Vor allem
sind sie ein absoluter Fremdkörper. Sehen Sie sich diese Totenhemden an und
fragen Sie sich: Will ich in diesem Aufzug vor meine Familie, meine Freunde
und Kollegen treten?
Viele Bestatter ziehen den Toten gerne ein Totenhemd an, weil sie daran gut
verdienen – und verschweigen die Möglichkeit, die eigene Kleidung zu nutzen.
Ein solches Totenhemd kostet im Einkauf circa 10 bis 20 Euro, wird aber für
bis zu 100 oder 120 Euro verkauft. Ziehen Sie dem Toten seine eigene
Kleidung an! Den Lieblingspullover, die Strickjacke, die er oder sie jeden
Abend getragen hat, die Uniform der freiwilligen Feuerwehr oder Jeans und
T-Shirt.
Nicht auf „Billigangebote“ hereinfallen
Immer wieder gibt es preiswerte Angebote, die mit „Discount“ oder
Ähnlichem beworben werden und Bestattungen ab 600 Euro versprechen. Diese
„Billigangebote“ sind in der Regel Mogelpackungen, bei denen vor allem
wichtige Punkte oftmals fehlen, so zum Beispiel die Friedhofsgebühren, die
zweite Überführung etc. Ein Berliner „Discountbestatter“ wirbt
beispielsweise mit dem Betrag von 680 Euro. Wenn man dieses Angebote einmal
durchrechnet, kommt man auf erheblich mehr. So werden auch in diesem
Beispiel aus 680 Euro schließlich 2.201 beziehungsweise 2.616 Euro. Damit
liegt das Angebot durchaus im mittleren Preisniveau. Ein ganz normaler Preis
also, der nichts mit „Discount“ und „preiswert“ zu tun hat. Also:
Vergleichen Sie die Preise und passen Sie auf, dass alle notwendigen Kosten
berechnet werden. Lassen Sie sich von mehreren Bestattern ein Angebot geben
und vergleichen Sie. Vor allem: Lassen Sie sich nicht mit unverbindlichen
Kostenaufstellungen (Positionen, die mit einem „ ca. “ angegeben sind)
abspeisen. Bestehen Sie auf einem verbindlichen, unterschriebenen
Kostenvoranschlag für den Endpreis einschließlich Mehrwertsteuer. Dazu sind
Bestatter verpflichtet. Wenn er sich weigert, gehen Sie zu einem anderen
oder setzen Sie sich notfalls mit dem Ordnungsamt in Verbindung.
Michael Schomers
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Adressen:
Private Trauer Akademie Pütz-Roth
Fritz Roth
Kürtener Str. 10
51465 Bergisch Gladbach
Telefon (+49) 22 02-93 58 0Crematorium en Begraafplaats Slangenburg
Nutselaer 4
7004 HJ Dietinchem
Postadres:
Postbus 419
7000 AK Doetinchem
T: 0314-34 57 74
E-Mail:
cre.slanenburg@yarden.nl
Internet:
www.yarden.nl
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Süddeutsche Zeitung, 26.1.2008
Wie mit Leichen Geld gemacht wird
Wer Bestattungsunternehmer befragt, ob sie das neue Buch
Todsichere Geschäfte von Michael Schomers schon gelesen hätten, erlebt
Erstaunliches. Nein, nein, antworten die meisten, man habe ganz entfernt
davon gehört. Sogleich beginnen aber jene, welche die 288 Seiten über die
deutsche Bestattungsmafia nur vom Hörensagen kennen wollen, daraus ganze
Passagen zu referieren. Um sich schließlich darüber aufzuregen, dass dieser
Schomers übertreibe und alles doch ganz anders sei.
Das Buch weist damit einen entscheidenden Wert auf: Der Kölner TV-Produzent,
Drehbuchautor und Enthüllungsjournalist Schomers hat zweifellos den Nerv
einer ganzen Branche getroffen. Wie bei früheren Projekten, bei denen er
sich bei den Republikanern eingeschlichen oder als Fahrer in der
Gefahrgutbranche gearbeitet hatte, recherchierte er auch für Todsichere
Geschäfte weitgehend undercover. Getarnt als Bestattungshelfer oder indem er
seine dem Vernehmen nach quicklebendige Mutter – hoffentlich in Absprache
mit ihr – sterben ließ, um als trauernder Sohn ihren letzten irdischen Weg
pietätvoll planen zu lassen.
Entlang des Weges vom Bett zum Grab liegt viel Geld. 15 Milliarden Euro
setzt die Branche jährlich um. Friedhofsbetreiber und Krematorien,
Steinmetze und Floristen, vor allem aber die 3 800 Bestatter leben von den
jährlich 840 000 Toten hierzulande. Und ihr Geschäft wächst – dank der
demografischen Entwicklung. 2050 werden erstmals mehr als eine Million
Menschen in Deutschland sterben. Was Schomers herausgefunden hat, fasst der
Untertitel des Buches trefflich zusammen: „Wie Bestatter, Behörden und
Versicherungen Hinterbliebene ausnehmen.”
Das beginnt mit scheinbar mitfühlenden Krankenpflegern, die von Bestattern
heimlich Prämien dafür kassieren, dass sie den Hinterbliebenen eines frisch
Verstorbenen diesen Unternehmer wärmstens empfehlen. Es setzt sich fort mit
Discount-Bestattern, die letztlich ein Mehrfaches des propagierten
Schnäppchenpreises abrechnen, weil schließlich hier noch ein paar Blümchen
und da noch ein Sargdeckchen hinzugekommen sind.
Der Grund: Das Geschäft ist hart, vor allem in den anonymen Großstädten.
Manche Bestatter zahlen viel Geld an Kliniken und Altenheime für das
Exklusivrecht, einen frisch Verstorbenen als erste versorgen zu dürfen.
Damit haben sie den Fuß in der Tür. Denn die Erfahrung zeigt, dass
Angehörige in ihrer Trauer anderes umtreibt, als Angebote einzuholen und
Preise zu vergleichen. Also erteilen sie dem, der als erster Hand an die
Leiche legt, auch den weit lukrativeren Folgeauftrag für die komplette
Bestattung.
Michael Schomers habe sich „einem der letzten Tabuthemen angenommen”,
schreibt Günter Wallraff im Vorwort. Schomers war auch dabei, als
Gummihandschuhe und Plastikmüll mit dem Verstorbenen im Sarg landeten. Der
Einfachheit halber und um Müllgebühren zu sparen. Umfangreiche Passagen
widmet Schomers der Abzockerei mit Vorsorge- und Sterbeversicherungen.
Mitunter zu detailliert analysiert er nicht minder fragwürdige
Kostenvoranschläge für Bestattungen.
Letztendlich beschreibt der Autor einen Markt mit vielen erbärmlichen
Grauzonen. Vom seriösen Begleiter trauernder Angehöriger, über den
Bestattungskonzern bis hin zum schrägen Abzocker tummelt sich dort alles. Um
die seriösen Anbieter zu finden, enthält „Todsichere Geschäfte” eine
Checkliste, mit der man im Bedarfsfall seriöse und
Wucherpreise unterscheiden kann. Doch auch fernab vom Nutzwert bietet
das flott geschriebene Buch hohen Erkenntnisgewinn über ein Geschäft, dem
letztlich keiner entgehen wird. Uwe Ritzer
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Medien
Mittweida, 22.10.2008
Journalist Michael Schomers über Abzocke im Todesfall
Sterben will bezahlt sein
Viele Bestatter, Ärzte und Behörden machen mit dem Tod gute
Geschäfte. Über die Hintergründe berichtete Michael Schomers, Autor des
Buches "Todsichere Geschäfte", beim Akademischen Dialog an der Hochschule
Mittweida.
In Deutschland sterben jeden Tag
über 2 000 Menschen. In den Tagen nach dem Tod haben die Angehörigen die
schwierige Aufgabe, den richtigen Bestatter zu wählen. Allein in Deutschland
gibt es rund 4 000 derartige Unternehmen. Um sich von der großen Konkurrenz
abzusetzen, bieten viele Firmen vermeintlich günstige Bestattungen für
beispielsweise nur 600 Euro an. Auf Mogelpackungen, aus denen dann schnell
unverhofft 2 000 Euro entwachsen, fallen viele Angehörige rein.
"Oft wird die emotionale Ausnahmesituation der Betroffenen ausgenutzt und
ein Großteil der Kosten verschwiegen", berichtete Schomers. Erst auf der
späteren Rechnung taucht der erhebliche Mehrbetrag auf. Eine weitere Masche
ist das sogenannten "Kühl- oder Sterbemanagement" in Krankenhäusern, so
sichern sich die großen Bestattungsunternehmen den Kundenkontakt. Die
Unternehmen treten
an die Krankenhäuser heran und holen die Leichen ab. Das Vorgehen ist sehr
gewinnbringend, da knapp 80 Prozent der Menschen in derartigen Einrichtungen
sterben. Vom Journalist zum Bestattungshelfer
Michael Schomers ist Regisseur, TV-Produzent sowie preisgekrönter Buch-
und Drehbuchautor. Bereits in den neunziger Jahren erregte er mit einer
Undercover-Recherche deutschlandweit Aufsehen. Schomers war sieben Monate
lang Mitglied der Republikaner. Er schaute unter verändertem Namen als
"Diplom-Pädagoge Theodor Schomers" hinter die Kulissen und erlebte den
Partei-Alltag. Für sein Buch "Todsichere Geschäfte" arbeitete Michael
Schomers, getarnt als Bestattungshelfer, über ein Jahr bei verschiedenen
Bestattungsunternehmen.
Dabei entdeckte er auch die Abzocke der Ärzte am Totenbett. Standardsatz für
die Ausstellung eines Totenscheins beträgt, laut der Gebührenordnung,
zwischen 40 und 70 Euro. Da die Kosten meist über den Bestatter abgerechnet
werden, sind sie für die Angehörigen schwer nachzuvollziehen. Einige Ärzte
berechnen deswegen sogar das vierfache und zusätzlich eine Wegepauschale von
20 Euro. Eine Kontrolle der Rechnung durch die Krankenkassen erfolgt nicht,
da sie nach dem Tod nicht mehr für ihren Kunde zuständig sind.
Kosten-Wildwuchs auf deutschen Friedhöfen
Aber auch die Behörden unseres Landes provozieren Kosten. So gibt es zum
Beispiel den streng regulierten "Grabsteinrüttelungstest". Die Prüfung der
Festigkeit muss mit einem kurzen Druck von genau 50 kg erfolgen. Da kein
Mensch diese Genauigkeit leistet, wird der Rüttelungstest von einer
speziellen Maschine durchgeführt. Kostenpunkt: 290 Euro! Eine weitere
behördliche Unverschämtheit zeigt sich in der Ascheverstreuung-Vorschrift in
Düsseldorf: Angehörige des Toten dürfen diese Arbeit nicht durchführen. Er
hat ja nicht genügend Übung darin, die Asche gleichmäßig über die Wiese zu
verstreuen. Ein "speziell" ausgebildeter städtischer Beamter muss angeheuert
werden. Für seine halbstündige Tätigkeit entstehen den Hinterbliebenen
Kosten in Höhe von weiteren 1 100 Euro.
Ideen zum Kostensparen
Michael Schomers nannte auch einige Tipps, wie man Bestattungskosten
sparen kann. So können teure Sargkosten vermieden werden, indem der Sarg
selber gebaut wird. Auch bei der Kleidung der Leiche gibt es starkes
Einsparpotenzial. Anstatt das teure vom Bestatter angebotene Totenhemd zu
wählen, sollten die Angehörigen dem Verstorbenen lieber seinen
Lieblingspullover anziehen.
Einholen mehrere Angebote bei verschiedenen Unternehmen, empfiehlt der
Referent ebenso. Bevor ein Bestatter aufgesucht wird, sollte man sich
informieren, um eventuelle Preisfallen zu erkennen. Außerdem ist es
sinnvoll, zum Beratungsgespräch eine Person mitzunehmen, die emotional nicht
betroffen ist.
Von: Christoph Seifer
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Ärzte zocken ab
- überhöhte Rechnungen für Totenscheine
Nach der Gebührenordnung der Bundesärztekammer
dürfen die Ärzte für die Durchführung der Leichenschau nach Gebührenziffer
100 für die Untersuchung eines Toten 14,47 Euro berechnen. Allerdings darf
diese Summe „nach Aufwand) um das bis zu 3,5fache erhöht werden, d.h.
maximal bis zu 51,00 Euro. Dazu darf nach §8 GOÄ ein Wegegeld berechnet
werden, das von 3,58 Euro (bis zu 2 km) bis zu maximal 25,56 Euro (bis zu 25
Kilometer bei Nacht) beträgt. Mehr nicht!
Vor allem, so stellte die Bundesärztekammer klar, „keine Hausbesuchsziffer
und deshalb auch keine Nacht- und Sonntagszuschläge ....und ebenso auch
keine Formulargebühr“. Insgesamt darf also ein Totenschein höchstens 76,56
kosten. In der Praxis aber sieht das anders aus: dort werden
durchschnittlich über 100 Euro,manchmal bis zu 200 Euro berechnet. Vielfach
werden zusätzlich noch „Beratung“ oder Sonntags, Feiertags- oder
Nachtzuschläge berechnet. Oder auch eine „Besuchs- oder Beratungsgebühr“.
Die aber ist unzulässig, denn: Ein Toter kann nicht beraten werden. Daher
darf sie nur dann abgerechnet werden, wenn der Patient noch gelebt hat, als
der Arzt gerufen wurden. Oder man zumindest vermutete, dass der Patient noch
lebte. Dann aber ist für diesen Teil noch die Krankenkasse zuständig.
Die Ärztekammern und andere Institutionen beschwerten sich zwar über dieses
„empörende Unrecht“, sahen sich aber nach mehreren Gerichtsurteilen dazu
gezwungen, von dieser Praxis, die vorher sogar von manchen
Landesärztekammern empfohlen wurde, abgeraten.
Immer wieder werden überhöhte Rechnungen der Ärzte öffentlich. Der Grund:
die Rechnungen werden nicht von den Krankenkassen übernommen sondern müssen
von den Hinterbliebenen bezahlt werden, bzw. werden an den Bestatter
gesandt, wo sie oft in der Gesamtrechnung als „Fremdkosten“ oder „Gebühren“
untergehen.
Eindeutige Abzocke, über die ein seriöser Bestatter seine Kunden informieren
und vor der er sie schützen sollte
Michael Schomers im „Bestatterforum“ Oktober 2008
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RBB Polittalkshow "KLIPP & KLAR", Dienstag, 19.11.2008
Video:
http://www.rbb-online.de/_/includes/multimediakonsole/mmkonsole_jsp/key=multimedia__8238544.html
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